Allzeit bereit

■ Die Flexibilisierungsvorschläge von Gesamtmetall

Endlich liegt in aller Klarheit auf dem Tisch, wie sich die Unternehmer die allseitig flexible Arbeitskraft vorstellen. Es kommt ihnen gar nicht unbedingt darauf an, daß die einzelnen Arbeitnehmer(innen) möglichst lange arbeiten. Sie haben vielleicht gar nicht so viel gegen weitere Arbeitszeitverkürzungen bei solchen Beschäftigten, die sie ohne weiteres aus dem Arbeitslosenheer ersetzen können. Wichtig ist ihnen der unbeschränkte Zugriff auf „ihre“ Arbeitskräfte zu jeder Zeit. Die Unternehmer haben ihre Flexibilisierung immer demagogisch als Bedürfnis der Arbeitenden verkauft: sich ein wenig zu lösen von dem rigiden Zeitregiment des industriellen Produktionsprozesses, ein paar persönliche Spielräume einzuräumen. Sie haben damit an reale Bedürfnisse angeknüpft und gleichzeitig die Gewerkschaften in die Enge getrieben, die sich reflexhaft von jeglicher Flexibilisierung abgegrenzt hatten. Erst langsam und zaghaft haben die Gewerkschaften begonnen, ihre sture Negation zu überprüfen und über eigene Aussagen zu einer „Flexibilisierung im Interesse der Arbeitnehmer“ nachzudenken. Die jetzt auf dem Tisch liegenden Arbeitgebervorschläge bieten ihnen die einmalige Chance, den Unterschied zwischen Arbeitgeber– und Arbeitnehmerflexibilisierung klarzumachen: Sollen die Produktionsbedürfnisse der Unternehmer über Lage und Verteilung der Arbeitszeit entscheiden oder die „privaten“ Interessen der Arbeitnehmer? Martin Kempe