Führungskämpfe in zwei Homelands

■ Angriff des südafrikanischen Homelands Transkei auf Ciskei–Präsidentenpalast / Angeblich Annexion des Nachbarlandes geplant / Südafrika warnt vor weiteren Auseinandersetzungen

Johannesburg (taz) - 23 bewaffnete Soldaten haben am Donnerstag den Palast des Präsidenten des „unabhängigen“ südafrikanischen Homelands Ciskei, Lennox Sebe, angegriffen. Dabei kam einer der Angreifer ums Leben, ein anderer wurde verletzt. Vier weitere Mitglieder der Gruppe wurden später festgenommen. Weder Lennox Sebe noch seine Familie wurde verletzt. Ein Sprecher der Ciskei–Behörden, Headman Somtunzi, behauptete am Donnerstag, daß es sich bei den Angreifern um Mitglieder einer Sondertruppe des benachbarten, ebenfalls angeblich von Südafrika „unabhängigen“ Homelands Transkei handelte. Zwei Lastfahrzeuge des Transkei–Militärs mit falschen Ciskei–Nummernschildern seien am Angriffsort gefunden worden. Außerdem hätte einer der fliehenden Männer einen Paß des Transkei–Militärs hinterlassen. Ein Sprecher der Transkei betonte jedoch, daß seine Behörden nichts von dem Angriff gewußt hätten. Die Spannungen zwischen Transkei und Ciskei, den beiden durch den Kei–Fluß und einen Streifen des „weißen“ Südafrikas getrennten Homelands für Mitglieder des Xhosa–Stammes, haben zugenommen, seit Lennox Sebes Bruder Charles Ende letzten Jahres aus einem Gefängnis in der Ciskei befreit wurde, wo er eine Haftstrafe wegen Verschwörung gegen seinen Bruder Lennox absitzen sollte. Die Ciskei beschuldigte den Chef der Transkei, Georg Matanzima, den Gefängnisausbruch organisiert zu haben. Charles Sebe tauchte auch tatsächlich in der Transkei wieder auf. Angeblich will die Transkei die Ciskei mit Hilfe von Charles Sebe annektieren, um ein einheitliches Homeland unter der Führung Matanzimas zu erreichen. Diese Woche ordnete die Ciskei an, daß alle Bürger der Transkei das Land bis zum 31. August zu verlassen haben. Danach würden sie verhaftet und deportiert werden. Gleichzeitig warnte Südafrika beide Länder, „südafrikanisches Territorium“ nicht für Rivalitäten zu mißbrauchen. Der nach südafrikanischer Sichtweise zuständige Außenminister Pik Botha - es handelt sich hier ja um „unabhängige“ Nachbarstaaten - betonte jedoch, daß Südafrika keines der beiden Länder bei ihrem Konflikt zwischen den Führungscliquen unterstützen werde. Die „Auseinandersetzungen haben direkte Auswirkungen auf südafrikanische Interessen“, sagte Botha. Hans Brand