Argentinien droht mit Zinsstopp

■ Auch Argentinien hat weitere Zinszahlungen an zusätzliche Kredite geknüpft / Argentinien und Brasilien wollen am Dienstag über gemeinsame Strategie in der Schuldenfrage diskutieren

Berlin (dpa/taz) - Einen Tag nach dem von Brasilien verkündeten Zinsmoratorium hat auch Argentinien gedroht, seine Zinszahlungen an die ausländischen Gläu biger einzustellen. Der argentinische Finanzminister Mario Brodersohn erklärte am Samstag, Argentinien sei nicht mehr in der Lage, Zinszahlungen auf seine Auslandsschulden in Höhe von 50 Milliarden Dollar zu leisten, wenn die Banken nicht zusätzliche Kredite in Höhe von 2,15 Milliarden Dollar gewähren würden. Brodersohn will sich am Dienstag in Brasilia mit dem brasilianischen Finanzminister Funaro treffen, um über eine gemeinsame Strategie in der Schuldenkrise zu beraten. Wie am Wochenende bekannt wurde, will Brasilien sein Zinsmoratorium nicht, wie angekündigt, auf 90 Tage beschränken. Die Zinszahlungen würden erst wieder aufgenommen, wenn eine Vereinbarung mit den Gläubigern erreicht sei, erklärte Präsident Sarney in seiner Fernsehansprache am Freitag. Sarney versicherte gleichzeitig, daß Brasilien nicht zahlungsunfähig sei. Die Devisenreserven in Höhe von vier Milliarden Dollar dürften aber „aus Gründen der Souveränität und der nationalen Sicherheit“ nicht angegriffen werden. Brasilien müßte den Banken pro Monat eine Milliarde Dollar Zinsen bezahlen. Ähnlich wie Brasilien steht Argentinien vor außerordentlich schwierigen Umschuldungsverhandlungen. Nach starken Einbrüchen bei den Exporten und einem rasanten Wechselkurs–Verfall fällt es Argentinien zunehmend schwerer, den Schuldendienst zu bezahlen. Die argentinischen Exporterlöse sind im vergangenen Jahr um rund 20 Ursache dafür liegt in erster Linie in dem rapiden Preisverfall bei Argentiniens wichtigstem Exportprodukt: Weizen. Vor allem die protektionistischen Praktiken der EG und der USA und die scharfe Preiskonkurrenz auf den internationalen Agrarmärkten sind für den Rückgang der argentinischen Weizenexporte verantwortlich. Die Exporterlöse für den argentinischen Weizen sind in den letzten fünf Jahren auf weniger als die Hälfte gesunken. Die Androhung eines Zinsmoratoriums könnte im Falle Argentiniens dazu führen, daß ein Bereitschaftskredit in Höhe von 1,8 Milliarden Dollar, den Argentinien in der vergangenen Woche mit dem Internationalen Währungsfonds ausgehandelt hat, vorerst gesperrt wird. Gabi Simon