„Pax syriana“

■ Zum Einmarsch syrischer Truppen in Libanon

Mit dem Einmarsch in Westbeirut hat Syrien seinen Schützling vor einer umfassenden militärischen Niederlage bewahrt. Doch die Organisation, die Amal–Miliz des Schiitenführers Berri, hat sich im Libanon politisch isoliert. Jetzt ist die Frage, wie und mit wem die Machthaber in Damaskus eigentlich das durchsetzen wollen, was mit den Worten der Herrschenden gemeinhin als „Ruhe und Ordnung“ bezeichnet wird. Mittel zur Herstellung dieses hehren Ziels, auch „pax syriana“, also ein von Syrien aufgezwungener „Friede“ genannt, sollen die 7000 Soldaten sein, die die Gesamtzahl der im Libanon stationierten syrischen Truppen auf 32.000 erhöhen. Aber weder die innenpolitischen Verhältnisse in Syrien noch erste Meldungen über Tote bei Razzien lassen den Schluß zu, daß es sich bei der angestrebten „Ruhe und Ordnung“ um Frieden und Freiheit für die Bevölkerung handeln wird. Gegenüber Amal muß Syrien ein Ende des Krieges um die palästinensischen Flüchtlingslager durchsetzen. Seit dem Einmarsch kontrolliert Syrien die Lager direkt. Nach dem internationalen Druck der letzten Wochen ist ein Ende des Lagerkrieges die vordringlichste Aufgabe, deren Lösung namentlich in der arabischen Welt von Syrien erwartet wird. Eine Aufhebung der Blockade bei gleichzeitiger Schwächung Arafats wird von Amman bis Bonn auf Zustimmung stoßen. Aber immer noch wird die palästinensische Bevölkerung weiter ausgehungert und beschossen. Pax syriana? Beate Seel