Neonazi Kühnen erneut angeklagt

Hamburg (taz) - Von der Strafkammer 7a des Hamburger Landgerichts begann gestern ein neuer Prozeß gegen den derzeit in Butzbach inhaftierten Neonazi Michael Kühnen. Der 31jährige ist unter anderem wegen Fortführung der vom Innenminister 1983 verbotenen „Aktionsfront Nationaler Sozialisten“ (ANS/NA) angeklagt. Der Verhandlung im Sicherheitstrakt wohnten zahlreiche Kühnen–Fans bei. Zwei von ihnen, davon ein Mitglied der „ANS Sektion Niederlande“ und ein Hamburger kassierten für ein „Victory“–Zeichen an die Adresse Kühnens Ordnungshaft. Michael Kühnen, verteidigt von Rechtsanwalt Jürgen Ringer, vollführte in seinen Einlassungen einen Seiltanz zwischen Propaganda und Verrat an den eigenen Reihen. Einerseits unterstrich er, nach wie vor überzeugter Nationalsozialist zu sein, andererseits gab er bereitwillig Auskunft, wann und wo er mit wem zusammen war. Er bemühte sich, die Lesezirkel des von ihm herausgegeben Organs „Neue Front“, die sich nach dem ANS–Verbot bildeten, als „lose Gesinnungsgemeinschaft“ darzustellen, die keinesfalls einer Fortführung der ANS dienen sollte. Der Prozeß wird heute und morgen fortgesetzt. usche