Pfusch beim AKW–Bau in England aufgedeckt

■ Beim Bau des britischen AKWs Hinkley Point wurden Fotos von defekten Schweißnähten ausgetauscht

Aus London Rolf Paasch

Ein am Bau des britischen Atomreaktors von Hinkley Point zu Beginn der siebziger Jahre beteiligter Arbeiter hat die Vertuschung mangelhaft durchgeführter Arbeiten enthüllt. Wie der Londoner Guardian am Mittwoch berichtete, hat der Schweißer Bob Brookes die britische Atomaufsichtsbehörde im Februar über damals mangelhaft durchgeführte Schweißarbeiten an dem Leitungssystem des gasgekühlten Reaktors unterrichtet. Die mittlerweile eingegangene „Bristol Piping Company“ hatte den Aussagen Brooks zufolge die Röntgenbilder defekter Schweißnähte damals durch Röntgenaufnahmen andere Nähte ersetzt. Im Falle des Aufplatzen solcher Nähte würde sich zwar der Reaktor automatisch abschalten, der 300 Grad heiße Dampf würde aber in die riesige Turbinenhalle entweichen und die dort beschäftigten Arbeiter verseuchen. Die Atomaufsichtsbehörde hat auf die Enthüllungen des Arbeiters mit der Ankündigung einer „sehr sorgfältigen und gründlichen Untersuchung“ reagiert. Bob Brookes hatte sich nach Tschernobyl und mehreren Zwischenfällen in Hinkley Point aus Gewissensgründen zu dem „Geständnis“ entschlossen. Zwei Tage, nachdem er auch seinen örtlichen Abgeordneten, Nordirlandminister Tom King, informiert hatte, erhielt Brooks dem Guardian zufolge ein Antwortschreiben der Atomaufsichtsbehörde mit der Drohung, gerichtlich gegen ihn vorzugehen. „Ich weiß“, so erklärte der Schweißer daraufhin, „daß ich für mein damaliges Verhalten (den Pfusch am Bau, R.P.) Kritik verdiene. Aber ich hätte gedacht, die erste Reaktion der Aufsichtsbehörde wäre eine Sicherheitsuntersuchung gewesen und nicht die Drohung einer Strafverfolgung.“ Die Sicherheitsuntersuchung wird nun von jenen durchgeführt, die für die Baufehler mitverantwortlich waren: der Elektrizitätsbehörde.