Hauptversammlung der RWE unter Strom

■ Turbulenzen auf Hauptversammlung des Stromgiganten Vorstandschef beklagt Rückgang des Stromverbrauchs

Von Jakob Sonnenschein

Essen (taz) -Atomkraftgegner der Grünen, Kleinaktionäre der DKP und kommunale Vertreter sorgten gestern bei der Hauptversammlung des Stromgiganten „Rheinisch–Westfälisches Elektrizitätswerk“(RWE) für turbulente Szenen. In seinem Einleitungsreferat wandte sich der Chef der Deutschen Bank und Vorsitzende des RWE–Aufsichtsrates, Dr. Christians, vehement gegen jegliche Ausstiegskonzepte. Die BRD könne sich eine solche Politik „nicht erlauben“. Während Christians das Zerbrechen des Energie–Konsenses Kohle und Kernenergie beklagte, warf der grüne Bundestagsabgeordnete Eckhard Stratmann dem Bank–Boß eine Energiepolitik vor, „die einer latenten Kriegserklärung an der Gesamtbevölkerung gleichkommt“. Mehrmals mußte Stratmann seine Rede wegen der Unruhe im Saal und wegen Interventionen des Aufsichtsratsvorsitzenden unterbrechen. Stratman und andere Atomkritiker hielten dem RWE–Vorstand vor, durch ihre Atompolitik riesige Fehlinvestitionen getätigt und die Verdrängung anderer Energieträger verursacht zu haben. Vorstandsvorsitzender Klätte beklagte die „politische Diskriminierung“ des Stromverbrauches und wußte dies zur Lösung des Smog–Problems mitzuteilen: „Smog in ESsen würde es sehr viel weniger geben, wenn alle Essener mit Strom heizten.“ Klätte sorgt sich um den RWE–Stromabsatz, der im letzten Geschäftsjahr um 2,1 vergangenen acht Monaten sogar um 5 (RWE–AG) auch in diesem Jahr wieder einen stattlichen Gewinn von 360,7 Mio. DM bei einem Umsatz von 16,9 Mrd. DM aus. Die Aktionäre werden mit 8 DM je Aktie bedient. Das war vielen zwar nicht genug, für eine Entlastung des Vorstandes dürfte es am späten Donnerstag trotz dreier gegensätzlicher Anträge wohl gereicht haben. Auch die kommunalen Aktionäre, die über 60 Stimmanteile und 30 Kapitals verfügen, stützen mehrheitlich die Vorstandslinie.