Q U E R S P A L T E Wojtylas „Vatikangate“

■ Haftbefehle gegen Bankiers Seiner Heiligkeit

Mit Gefängnisvisiten hat er ja Erfahrung, der Heilige Vater in Rom. Mal besuchte er seinen Attentäter Ali Agca, mal die in den Schoß der Kirche heimgekehrten Rotbrigadisten. Vielleicht kommt er nun noch häufiger in den Knast. Zu besuchen wären, ginge es nach dem Willen der Mailänder Staatsanwaltschaft, ein paar im Wortsinn teure Freunde des Karol Wo Calvi von der „Banco Ambrosiano“ in allerlei Betrügereien und anderes Kriminelles verwickelt gewesen sein. Doch so phantasielos kann nur ein Staatsanwalt sein. In Wirklichkeit ging es um Solidarität. Für „Solidarnosc“ zum Beispiel sollen 40 Mio. Dollar aus den feinen Geschäften geflossen sein, und mit gottesfürchtigen Kampagnen konnte Johannes Paul II. aufwendig seinen Freund Ronald überm Ozean gegen sandinistenfreundliche Befreiungstheologen unterstützen. Ein Skandal im Geiste der Solidarität? Wo Ronald wegen Irangate in der Klemme setzt, kann der Stellvertreter auf Erden vor allem dann Trost spenden, wenn auch seine Geschäfte klemmen: „Vatikangate“. Italiens Innenminister Scalfaro kehrte soeben aus den USA mit einem Vertrag über gemeinsame Verbrechensbekämpfung zurück. Ein erster Schritt wäre die Einrichtung italo–amerikanischer Knäste. Da könnten dann, neben Mafiosi der „Pizza connection“, Erzbischof Marcinkus und Oberst North Erfahrungen austauschen. Werner Raith