K O M M E N T A R Demaskierung des Stars

■ Muß Reagan doch noch vorzeitig zurücktreten?

Aus dem „großen Kommunikator“ Ronald Reagan ist in nur wenigen Monaten ein führungsschwacher Präsident geworden, der der Zukunft seiner Repubikanischen Partei und seines Vizepräsidenten im Wege steht. Jeder Tag, den Bush als zukünftiger Präsidentschaftskandidat länger mit dem angeschlagenen alten Mann im Weißen Haus in Verbindung gebracht wird, kostet ihn wertvolle Punkte in der Wählersympathie. Nachdem selbst die von Reagan eingesetzte Tower– Kommission nicht umhin kann, die gravierenden Mängel in der Amtsführung des Präsidenten anzuprangern, sorgen sich andererseits auch die oppositionellen Demokraten, ob ihr Wahlkampf–Kalkül aufgehen wird, Reagan mit gut dosierten Enthüllungen die letzten beiden Amtsjahre zu vermiesen. Dessen frühzeitiger Rücktritt würde nämlich bedeuten, daß der Vizepräsident die Regierungsgeschäfte übernähme und so die Chance erhielte, seine Ausgangsposition gegenüber den Demokraten im anstehenden Wahlkampf zu verbessern. Daß Reagan sich allerdings mit einem Rücktritt den Interessen seiner Partei beugen wird, ist unwahrscheinlich. Derart in die Enge getrieben, könnte er im Gegenteil sein Heil in einer extremen Aktion suchen. Der neue Sicherheitsberater Carlucci deutete die Richtung bereits an: eine Seeblockade Nicaraguas nach dem Beispiel der Kuba–Blockade Kennedys 1962. Das wäre auch nicht abartiger als das, was durch die Iran–Contra– Affäre ans Tageslicht gebracht worden ist. Michael Fischer