Krawall beim Wiener Opernball

■ WAA–Gegner protestierten in Wien gegen den Besuch von Strauß / Straßenschlacht mit der Polizei

Aus Wien Walter Oswalt

Eine endlose Kette von Luxuslimousinen fuhr an der Oper vor. Zum berühmten Wiener Opernball, der dieses Jahr 250 DM Eintritt kostete, wurden der österreichische Staatspräsident Kurt Waldheim, die Spitzenmanager von Henkel bis Bayer, Roy Black und Franz Josef Strauß mit der Fanfare in Es Dur von Richard Strauß und einem Meer rotweißer Nelken empfangen. Unterdessen begann die österreichische Polizei, 1.000 unerwünschte Tänzer einzukreisen, die sich dort, bunt kostümiert, versammelt hatten. Unter dem Motto Sie tanzen auf dem Opernball und planen unseren Untergang wollten österreichische WAA–Gegner gegen den Besuch von Strauß protestieren, der nach den Wackersdorfdemos und vor allem nach den Einreiseverboten für österreichische WAA–Gegner zum Symbol für die bundesdeutsche Atompolitik geworden ist. Eine deutsche Fahne wurde aufgezogen und verbrannt, gutbürgerliche Wienerinnen und maskierte Autonome schrien im Chor: „Strauß raus!“ Als Feuerwerkskörper und Brandsätze geworfen wurden, begann die Polizei, die Demo brutal zu zerschlagen. 41 Demonstranten wurden während der darauffolgenden Straßenschlacht festgenommen, mindestens doppelt soviele verletzt. Polizeiangaben zufolge wurden 11 Beamte verletzt. Fortsetzung Seite 6 Während Innenminister Karl Blecha am Freitag seinen Polizeieinsatz für „vorbildlich“ erklärte, berichtete der Sprecher der Grünen–Fraktion, Toni Sticht, der Einsatzleiter habe vor der Demonstration zu ihm gesagt: „Heute werdet ihr was erleben, heute reißen wir euch den Arsch auf.“ Franz Josef Strauß blieb erstaunlich gelassen: Er habe schon zu viele Narren gesehen, so daß es auf ein paar mehr oder weniger nicht ankomme, erklärte er Rundfunkreportern.