Iran meldet Ende der Basra–Offensive

■ Schlacht östlich von Basra forderte 200.000 Tote und Verwundete / Iran drang weit in irakisches Territorium vor / Damit sind die Weichen für die Wiederaufnahme des Städtekriegs gestellt / Beide Seiten schrecken noch vor offenen Luftangriffe zurück

Aus Bahrain William Hart

Iran hat am Donnerstag bekannt gegeben, daß die Kämpfe östlich von Basra zugunsten des Iran beendet worden seien. In einem Militärkommunique hieß es, die Streitkräfte des Landes hätten seit dem 9. Januar in der Schlacht nahe Basra die größten Erfolge während des gesamten sechseinhalbjährigen Krieges errungen. 65 QuadratkilometerTerritorium, zum größten Teil auf irakischem Gebiet, seien zurück– bzw. neu erobert und weitere Verteidigungsstellungen ausgebaut worden. Die Schlacht östlich von Basra war die bisher größte des gesamten Golfkrieges und dürfte etwa 200.000 Tote und Verwundete auf beiden Seiten gefordert haben. Mit der gestrigen Erklärung hat der Iran im Poker um die ange drohte Wiederaufnahme des Städtekrieges nachgegeben. Nach zweiwöchiger Ruhe hatten Sonntag nacht iranische Verbände östlich von Basra erneut irakische Stellungen angegriffen. Seither hatte Irak wiederholt die Wiederaufnahme der Bombardierungen iranischer Städte angekündigt. In der Nacht zum Mittwoch hatte die militärische Führung Iraks unter Leitung von Staatspräsident Saddam Hossein offenbar die Wiederaufnahme des Städtekrieges beschlossen. Bagdad hatte die Einstellung der Luftangriffe nicht nur davon abhängig gemacht, daß Iran ebenfalls keine Städte mehr beschießt, sondern auch an die Bedingung geknüpft, daß Iran keine Angriffe gegen irakisches Gebiet mehr unternimmt. Bei Meldungen aus Bagdad, hat es sich vermutlich um die propagan distische Vorbereitung der Wiederaufnahme des Städtekrieges gehandelt. Teheran hatte den Beschuß von Wohngebieten wiederholt dementiert. Vor diesem Hintergrund dürften die jüngsten iranischen Angriffe, mit Tausenden von Toten eine Demonstration der Teheraner Führung gewesen sein, daß die Islamische Republik zur Durchsetzung ihrer Forderung nach Sturz der Baath–Herrschaft im Nachbarland weiterhin irakisches Territorium erobern will. Wenn Bagdad die Luftangriffe nicht bereits am Montag wieder aufgenommen hatte, liegt dies vermutlich daran, daß Irak international nicht für die Wiederaufnahme des Städtekrieges, bei dem seit Beginn des Jahres etwa 18.000 Menschen getötet und verwundet worden waren, verantwortlich gemacht werden wollte. Außerdem ist die Bagdader Führung daran interessiert, daß Hunderttausende von Flüchtlingen in die Millionenstadt Basra zurückkehren können.