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G A S T K O M M E N T A R Katze aus dem Sack

■ § 218 soll auf der Beratungsebene verschärft werden

Die Wahlen sind vorbei, die Katze wird aus dem Sack gelassen. Was sich unsere drei Experten Süßmuth, Adam– Schwaetzer und Stoiber nun zum § 218 ausgedacht haben, ist von so einschneidender Bedeutung für die Zukunft des umkämpften Paragraphen, daß enormer Widerstand gefragt sein sollte. Was käme konkret auf ungewollt schwangere Frauen zu? Es gäbe ausschließlich Beratungsstellen und Ärzte, die zum Schutz des Lebens (des Ungeborenen, versteht sich) beraten würden. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, hätten Ärzte und Berater/innen einen Kurs sie auf den rechten Weg führen wird - oder daß es zwei Tage zuviel sind, um noch einen straffreien Abbruch zu bekommen. Die Frau als Gefäß, Ärzte und Berater als Ordnungshüter. Keine Rede mehr von Beratungsinhalten, die die Frau ernst nehmen und sie in einer verantwortlichen und damit verkraftbaren Entscheidungsfindung unterstützen. Beratungsstellen, die angeblich zu viele Indikationen stellen, würden bestraft durch Aberkennung der Zulassung. Welche Notlagen müssen sich Frauen zufkünftig ausdenken, um ihren Wunsch nach Abbruch der Schwangerschaft umsetzen zu können? Ein unsauberes Spiel, auf das sich die FDP einlassen würde und ein Rückschritt der jahrelangen Bemühungen in diesem Land, dem holländischen Modell im Umgang mit ungewollten Schwangerschaften näherzukommen. Zum Schutz des Lebens beraten - ohne die Frauen ernstzunehmen? Absurd! Melitta Walter, von 1983–86 Bundesvorsitzende von „Pro Familia“, derzeit publizistisch tätig

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