Geburtstagsfest für die Weißwurst

■ Die beste Erfindung Bayerns feiert 130. Geburtstag / Schmankerlfest auf dem Marienplatz / Münchener Wirt protestierte gegen Weißwurstwettessen

München (taz) - Trotz strömenden Regens feierten die Münchner hinter dem „Weißwurst–Äquator“ gestern den 130. Geburtstag ihres bayerisches Nationalgerichts. 250.000 Stück werden täglich allein in München verspeist. Am 22. Februar 1857, ebenfalls einem Rosenmontag, wurde die Weißwurst erfunden. Eigentlich war die Weißwurst eine „Mißgeburt“. Als der Wirtsmetzger Sepp Moser damals am Rosenmontag in der Gaststätte „Zum ewigen Licht“ am Marienplatz für die Ratsherren seine Bratwürstel machen wollte, gingen ihm die dünnen Schafsdärme aus. Kurzerhand füllte er das Kalbsbrät einfach in die dickeren Schweinsdärme, brühte sie und aus den „Bratwürsteln“ waren „Weißwürste“ geworden. Und statt Ärger gabs nur Lob. Eigentlich hatte die Hacker– Pschorr Brauerei als Höhepunkt der Feier ein Weißwurst–Wettessen geplant. Antreten sollten fünf Wirte gegen fünf Passanten und beweisen, wer am schnellsten zehn Weißwürst mit einer Maß Bier runterbringt. Doch dagegen protestierte als erster der Wirt vom „Spöckmeier“, Peter Pongratz. Ihm schmeckte die „unsinnige Völlerei“ nicht. Wenn anderswo Menschen verhungern, braucht auf dem Marienplatz nicht öffentlich „gesoffen und gefressen“ werden, schimpfte er und zog seine Zusage zum „Weißwurstfest“ zurück. Seine Wirtskollegen waren ebenfalls der Meinung, und drohten mit einer Absage. Daraufhin strich die Brauerei den Programmpunkt. Stattdessen diente das Weißwurstessen einem „kulturellen Zweck“. Der Erlös von 5000 verkauften Weißwürsten und einem Becher Bier für eine Mark wird für den Aufbau des Prinzregententheaters gesammelt. Daß zur Weißwurst Brezn, Weißbier und süßer Senf gehören, ist unbestritten. Wie man sie aber ißt, ob geschält, in Scheiben geschnitten oder gar samt der Haut - darüber streiten sich die Experten. Auf dem Marienplatz jedenfalls waren die „Zuzler“, die die Weißwurst einfach „auszuzeln“, eindeutig im Vorteil. Denn Besteck gabs keins. Da die Weißwurscht das „Zwölfe Läuten“ ja bekanntlich nicht erleben darf, wurde das Spektakel kurz vor zwölf beendet. Lui