Ist Amerika „out“?

■ Europa blickt nach Osten

Vierzig Jahre lang war die Vorherrschaft der Großmacht USA in der westlichen Welt unangefochten. Unter ihrem ökonomisch–ideologischen und atomaren Schutzschild regte sich zwar hin und wieder Kritik. Aber die Loyalität zu den „Befreiern“ wurde nie in Frage gestellt. Die Sowjetunion als ideologischer und militärischer Gegenpart hatte außer verknöchertem Bürokratismus und Mißwirtschaft nichts zu bieten. Dies hat sich in den letzten Wochen verändert. Selbst Europas treueste Reagan–Vasallen ziehen inzwischen die Regierungsfähigkeit ihres langjährigen Idols in Zweifel, während gleichzeitig der Konkurrent Gorbatschow hoffähig wird. Sowjetische „Glasnost“ und Abrüstungsvorschläge sind „in“. Ist Amerika „out“? Im Ringen um Europa ist Reagan klar unterlegen. Um seine Niederlage wettzumachen, wird sich der US–Präsident konzessionsbereit in der Abrüstungsfrage geben müssen. Und vielleicht hat er aus der Iran–Contra–Affäre gelernt und es gelingt ihm, sich gegen die Scharfmacher in seinem Regierungskeller durchzusetzen. Michael Fischer