Reagan tut Buße für Waffengeschäft

■ US–Präsident reagiert in seiner Fernsehansprache auf Tower–Bericht / Kritik an laxem Führungsstil akzeptiert / Skepsis bei Politikern aller Parteien

Berlin (wps/taz) - Enttäuscht bis skeptisch haben Politiker beider Parteien in den USA auf die mit Spannung erwartete Rede Präsident Reagans am Mittwoch abend reagiert, in der er zum er sten Mal öffentlich auf den letzte Woche vorgestellten Tower–Bericht über die Iran–Contra–Affäre einging. Reagan gab zu, daß die von ihm genehmigten geheimen Gespräche mit Iran zu einem Austausch Waffen gegen Geiseln geführt hatten. Er widersprach damit der bisherigen Version, die Gespräche hätten lediglich dazu gedient, Kontakt zu den „moderaten“ Kräften im Iran herzustellen, um den sowjetischen Einfluß zurückzudrängen. Ronald Reagan stimmte auch dem vernichtenden Ergebnis der Tower–Kommission zu, daß er die Regierungsgeschäfte zu sehr habe schleifen lassen. Er übernehme dafür die Verantwortung: „Wenn man Fehler gemacht hat, steckt man die Schläge ein, zieht seine Lehren und blickt in die Zukunft...“. Reagans Optimismus überzeugte nur wenige Kongreßabgeordnete und Senatoren. Der Mehrheitsführer im Senat, Byrd wandte sich gegen die Erwartung, daß eine einzige Rede das Vertrauen in den Präsidenten wieder herstellen könne. Der demokratische Senator Leahy bezeichnte die zehnminütige Ansprache als „Augenwischerei“. Er gab zu bedenken, daß dies nun die vierte Erklärung des Präsidenten zur Waffenaffäre gewesen sei, er aber immer noch nicht berichtet habe, was wirklich geschehen ist. Jesse Jackson war von der Rede eher enttäuscht. Er frage sich, warum Reagan erst durch den Tower–Bericht zu seinen Einsichten gekommen sei. Selbst der Führer der Republikaner im Senat, Dole, der die Rede begrüßte, gab zu bedenken, daß es Reagan schwer fallen werde, seine alte Führungsrolle wieder zurückzugewinnen. mf Siehe auch Bericht Seite 7