: Klare Sprache
■ Zur AIDS–Kampagne in Berlin
Berlins Gesundheitssenator Ulf Fink war schon immer für unkonventionelle Lösungen bekannt. Für sein neues AIDS–Programm gebührt ihm unbedingter Applaus. Als entschiedener Gegner jeglicher staatlicher Zwangsmaßnahmen nutzt er mit nüchterner Einsicht die Möglichkeiten seiner Verwaltung bis an die Grenze aus. In seiner offenen, unkonventionellen Aufklärungskampagne geht er den schmalen Grat zwischen dem „guten Geschmack“ der kleinen Leute und den nie erfüllbaren Wünschen der Selbsthilfegruppen mit traumwandlerischer Sicherheit. Fink hat begriffen, daß er ohne kooperative Zusammenarbeit mit potentiellen Betroffenen gar nichts ausrichten kann und daß Ausgrenzung, wie auch immer, zum Schaden aller wäre. Die Moral bleibt vor der Tür. Kein Hauch von Zeigefinger oder neuer Sexualphilosophie. Der Gesundheitssenator beschränkt sich mit Nüchternheit auf seine selbstgesetzte Aufgabe, die der Aufklärung. In Ulf Fink hat Rita Süssmuth einen mächtigen Verbündeten in der Abwehr von Meldepflicht und staatlichen Sanktionen gefunden. Die Berliner Linie bundesweit angewandt, ließe hoffen im Kampf gegen die Ausbreitung von AIDS. Brigitte Fehrle
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen