Der Löwe ist los

■ Empörte Tierschützer gegen Hessen–Grüne

Daß die Grünen vor Wahlen gerne als Päderasten und Terroristen verunglimpft werden ist bekannt. Im Vorfeld der Hessen– Wahl wurde jetzt von den Grünfressern aus der Chefetage einer Frankfurter Tageszeitung noch eine tierische Nummer nachgeschoben: Kimba heißt der Löwe, der seit dem Wochenende durch die Presselandschaft gehetzt wird. Der „König der Wüste“, so die Neue Presse, sei von den Grünen für einen Wahlspot gequält worden. Staatssekretär Kerschgens habe den stolzen Löwen gar „Vieh“ genannt. Bei den Grünen im hessischen Landtag glühen die Telefondrähte. Empörte Tierschützer protestieren gegen diesen „barbarischen Mißbrauch“ einer „lebendigen, hilflosen Kreatur“ für einen banalen Werbefilm. Auch die grüne Basis brüllt. Daß ausgerechnet Grüne, die in ihrem Programm für einen radikalen Tierschutz eintreten, jetzt selbst „schlimmste Tierquälerei“ begingen, so der Römer–Grüne Kallenbach, sei „entsetzlich“. Dem grünen Pressereferenten „Broka“ Hermann, der den kamerascheuen Kimba für 3.000 DM von einem Safaripark geleast hatte, schwimmen die Löwenfelle davon. Dabei, so Broka entnervt, sei alles ganz anders gewesen: Löwe Kimba habe unter dem heißen Spotlight friedlich vor sich hin gedöst. Geschlagen wurde der Faulpelz schon gar nicht. Mit Stockschlägen auf Tisch und Fußboden seien nur „phonetische Signale“ in Richtung Kimba gesendet worden. Wie die taz in Erfahrung bringen konnte, hat sich Broka jetzt selbst für den nächsten Werbespot zur Verfügung gestellt. Unter den kritischen Blicken der vereinigten Tierschützer will er demnächst im Zirkus Althoff durch einen Feuerreifen springen und anschließend vier Kilogramm Pferdefleisch roh verzehren. Schon jetzt meldeten die grünen Vegetarier erhebliche Bedenken an... Klaus–Peter Klingelschmitt