Attentatsprozeß in Bologna beginnt

Rom (taz) - Sechseinhalb Jahre nach dem Anschlag auf den Bahnhof von Bologna, bei dem am 2. August 1980 85 Menschen umkamen und 200 schwer verletzt wurden, hat gestern der Prozeß gegen 20 mutmaßliche Täter und Auftraggeber begonnen. Angeklagt sind Ideologen des Neofaschismus wie der Gymnastik–Professor Paolo Signorelli, Killer wie Valerio Fioravanti, Mitglieder der Geheimloge „Propaganda 2“ wie der Verbindungsmann italienischer Geheimdienste zur CIA, Francesco Pazienza, dazu hohe Offiziere wie der ehemalige Vizechef des militärischen Geheimdienstes SISMI, General Musumeci. Anläufe für die Aufklärung des blutigsten Anschlags der italienischen Geschichte hatte es verschiedentlich gegeben. Zwar stand schon bald fest, daß rechte Umstürzler Italien mit ziellosem Terror reif für ein autoritäres Regime bomben wollten. Doch die Geheimdienstleute um Musumeci legten frische Spuren; Zeugen wurden im Gefängnis ermordet, Ermittlungsrichter mußten wegen mangelnder Energie abgezogen werden. Der Prozeß wird zum Wettlauf gegen die Zeit: In wenigen Monaten wird bei den meisten Angeklagten die Höchstdauer für Untersuchungshaft überschritten. Liegt bis dahin kein Urteil vor, müssen sie freigelassen werden. Werner Raith