Protest gegen Jazz–Prozeß

■ Der Prozeß gegen die Jazz–Sektion wurde in Prag eröffnet / Weitere Prozesse stehen an Applaus von Prozeßbeobachtern für die Angeklagten beim Betreten des Gerichtssaales

Von Florian Bohnsack

Berlin (taz) - Die Grünen haben in einem Telegramm an den Präsidenten der CSSR, Gustav Husak, gegen den Prozeß protestiert, der gestern in Prag gegen den Vorstand der Jazz–Sektion eröffnet wurde. „Wir sind über die Tatsache empört, daß in der CSSR Künstlern mit Zensur, Unterdrückung sowie politischer und juristischer Verfolgung begegnet wird, anstatt ihnen die Freiräume zu geben, die für eine selbstbestimmte kreative künstlerische Arbeit notwendig ist“, hieß es in dem Protest. Am ersten Prozeßtag erschienen nur fünf der sieben Angeklag ten. Milos Drda und sein Vater Vlastimir Drda, denen das Domizil der Jazz–Sektion gehört, sind wegen gesundheitlicher Beschwerden entschuldigt. Den anderen Angeklagten wurde von den etwa 200 Prozeßbeobachtern beim Betreten des Gerichtssaales applaudiert. Die Anklage wirft der Jazz–Sektion unerlaubte wirtschaftliche Betätigung vor. Die in Untersuchungshaft sitzenden Srb und Kouril, die in Handschellen vorgeführt wurden, und Skalnik sind außerdem wegen „der Vorbereitung der Zerstörung sozialistischen Eigentums“ angeklagt. Unter den Beobachtern des Prozesses war auch der ehemalige Sprecher der Charta 77, Vaclav Havel, der mehr als vier Jahre in Haft war. Havel bezeichnete den Prozeß als „Attacke auf die Freiheit“. Weitere politische Prozesse sind in der CSSR vorbereitet. So in Brno gegen den Ende Januar verhafteten Bürgerrechtler Petr Pospichal wegen „umstürzlerischer Tätigkeit“. Bei ihm wurde bei einer Hausdurchsuchung politische Literatur aus der CSSR und Polen gefunden, die nicht erlaubt ist. Am 17. März soll auch das politische Verfahren gegen den evangelischen Pastor Jan Dus eröffnet werden, der sich wiederholt zugunsten von der Staatssicherheit verfolgter und schikanierter Personen eingesetzt hat.