Spiel–Politik

■ Argloser Kommentar zur Telefonsperre bei den Grünen

Die Fronten sind wieder etwas klarer; in der grünen Bundestagsfraktion werden von höherer Hand Telefone abgedreht. Die Grünen sollten froh darüber sein. Üblicherweise läuft die Zusammenarbeit zwischen ihrer Fraktion und der Bundestagsverwaltung so geschmiert, daß es seine langweilige Bewandtnis hat. Der Kopierdienst kopiert linkes Schrifttum, der Botendienst botet systemoppositionelle Akten durchs Abgeordnetenhaus und die Pförtner fraternisieren mit Menschen, die den lieben Bundestagspräsidenten ein Arschloch sein lassen. Kann das alles noch Spaß machen, wenn der Büttel sich nicht als Büttel, sondern höchst kooperativ benimmt? Nur ab und an geschehen Lichtblicke, wenn Vollzugsbeamte losgeschickt werden, die die Anti–Atom–Sonnen von den Fenstern kratzen müssen. Dann darf gelacht werden. Büttel Bückert hat als Bundestagspräsident jetzt mal wieder zugeschlagen. Für viele hat er damit vor allem das Weltbild wieder mal ein bißchen zurechtgerückt. Aber abgesehen davon, daß bei Bewegung und Fraktion jetzt berechtigtes Protestgeschrei einsetzt - wem tut das Telefonabdrehen denn wirklich weh, wenn man mit ständig neuen Ersatznummern die Verwaltung austricksen und so seine Spielchen treiben kann. Auch wenn der grüne parlamentarische Geschäftsführer Kleinert jetzt ein zorniges Gesicht zieht und geharnischte Briefe verfasst: Fußballer und Sportkommentator Kleinert wird insgeheim auch seinen Spaß an dem Spielchen haben. Ulli Kulke