Justizskandal in Peru

■ Drei Bauern müssen für das Massaker an Journalisten in der Region von Uchuraccay büssen / Verantwortliche Militärs vorerst aus dem Schneider

Lima (afp/taz) - Mit der Verurteilung von drei Bauern zu sechs– bis zehnjährigen Gefängnisstrafen hat am Montag in Lima einer der aufsehenerregendsten Justizskandale der letzten Jahre seinen unrühmlichen Abschluß gefunden. Dionisio Morales, Simeon Aucatoma und Concepcion Casani wurden für schuldig befun den, am 26. Januar 1983 in dem Andendorf Uchuraccay acht Journalisten erschlagen zu haben, die die Ortschaft besuchten, um sich ein Bild von den blutigen Auseinandersetzungen zwischen der dort aktiven Sendero Luminoso–Guerilla und dem Militär zu machen. Das Gericht stellte fest, daß die Bauern von Soldaten zu der Tat angestiftet wurden. Aber keine der „Ordnungskräfte“ wurde zur Rechenschaft gezogen. Das Gericht ordnete lediglich ein Verfahren gegen den General Clemente Noel an, der seinerzeit Verwalter der Andenprovinz Ayacucho war und kurz nach dem Massaker versetzt wurde. Fortsetzung auf Seite 6 Er vertritt Peru heute bei der interamerikanischen Verteidigungsjunta in Washington. Die Staatsanwaltschaft erklärte, er habe das Massaker gedeckt, es ließe sich jedoch nicht eindeutig nachweisen, daß er es angeordnet habe. Der General und acht Offiziere, die seinerzeit mit ihm zusammenarbeiteten, müssen sich wegen Amtsmißbrauch, Behinderung der Justiz und Urkundenfälschung verantworten. Im Lauf des Prozesses war wiederholt wichtiges Beweis material auf mysteriöse Weise verschwunden. Bevor es zu dem Verfahren kam, hatte eine Untersuchungskommission unter Leitung des renommierten konservativen Schriftstellers Manuel Vargas Llosa versucht zu ergründen, wie es zu der Bluttat kam. Nach langwierigen Recherchen kam die Gruppe zu dem Ergebnis, es habe sich um ein „kulturelles Mißverständnis“ gehandelt. Die in der abgelegenen Gegend lebenden Indios hätten die Kameras der Journalisten für Gewehre gehalten und hätten sie mit Äxten, Steinen und Stöcken angegriffen. Unabhängige Zeugen widersprachen; nachweislich befanden sich zum Tatzeitpunkt Polizisten und Angehörige der Guardia Civil am Tatort, die nicht eingriffen. Die Angehörigen der Opfer hatten sich stets dagegen gewandt, daß einzelne Bauern für die Tat belangt würden, da das ganze Dorf gemeinsam über die Journalisten hergefallen war. Der Oppositionsabgeordnete Fernando Olivera beschuldigte die Behörden, vor der Macht der Kasernen zu zittern. Der Anwalt der Nebenkläger sprach von einem „Verbrechen des Staates, das durch amtliche Lüge gedeckt wurde.“