Blockade gegen Tamilen gelockert

■ Die Regierung Sri Lankas gibt Indiens Druck nach / Freilassung von Gefangenen unter bestimmten Bedingungen angekündigt

Aus Colombo Walter Keller

Colombo revidiert Wirtschaftsblockade - das srilankische Kabinett hat entschieden, die vor zwei Monaten begonnene Wirtschaftsblockade über die nördlichen - hauptsächlich von Tamilen bewohnten - Gebiete des Landes teiweise aufzuheben. Der Zivilbevölkerung sollen wieder Treibstoff und Brennmaterialien zur Verfügung gestellt werden, ohne dadurch „jedoch den Terroristen einen Vorteil zu verschaffen“. Offensichtlich wird eine von der Regierung kontrollierte Rationalisierung geplant. Beobachter in Colombo betrachten die Entscheidungen des Kabinetts als ein Einlenken, um dem wachsenden Druck Indiens nachzugeben. Die indische Presse hatte am Wochenanfang berichtet, Indien plane bei Fortsetzung der Blockade eine „Seebrücke“, um die Zivilbevölkerung der nördlichen Jaffnaprovinz „vor dem Hungertod zu bewahren“. Weitere Entscheidungen des Kabinetts zielen darauf ab, Nachwahlen in den tamilischen Gebieten des Landes abzuhalten, „die von den Sicherheitskräften kontrolliert“ werden. Seit August 1983 sind die tamilischen Gebiete der Nord– und Ostprovinz mehr im Parlament repräsentiert. Die Abgeordneten der moderaten „Tamil United Liberation Front“ mußten nach einer Verfassungsänderung das Parlament verlassen, da sie keinen Eid auf den Fortbestand des Einheitsstaates leisteten. Außerdem sollen einer Presseerklärung des Kabinetts zufolge über 40 Jahre alte tamilische Gefangene freigelassen werden, soweit sie noch nicht verurteilt sind und „nur wenig“ Kontakte zu „terroristischen Bewegungen“ unterhielten. Schätzungen srilankanischer Menschenrechtsorganisationen zufolge sollen derzeit ca. 3.500 meist junge Männer in Gefängnissen, Armeelagern und Polizeistationen inhaftiert sein. Diese Entscheidungen werden von Menschenrechtsorganisationen in Colombo als Versuch betrachtet, einer drohenden Verurteilung des Landes durch die derzeit tagende UNO–Menschenrechtskommission in Genf zu entgehen. Mit Zugeständnissen zum Zeitpunkt der Tagungen der Kommission war Sri Lanka während der letzten Jahre immer wieder erfolgreich einer Verurteilung entgangen.