I N T E R V I E W Reinheitsgebot europaweit

■ Der Präsident des Deutschen Brauer–Bundes, Dr. Klaus Asche, zu der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes / Dem Import–Bier gelassen entgegen sehen

taz: Sie wirkten eben im Gerichtssaal recht gelassen. Befürchten Sie nun nicht, daß die Konkurrenz den bundesdeutschen Biermarkt mit Billig–Importen, mit „Chemie–Bier“ überflutet? Dr. Klaus Asche: Nein, in keinster Weise. Auch vor diesem Urteil konnten ja ausländische Brauereien Bier bei uns verkaufen. Denken Sie an bedeutende Brauereien Dänemarks oder der CSSR, die seit Generationen mit sehr gutem Erfolg und häufig gemeinsam mit deutschen Brauereien Bier verkaufen. Es ist ein Irrglaube, Bier, das nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut ist, sei wesentlich billiger. Besteht nicht die Gefahr, daß deutsche Brauereien ihrerseits ihren Qualitätsstandard senken? Es gibt keine betriebswirtschaftlichen Gründe, oder sie sind so minimal, daß sie im Zweifel für eine deutsche Brauerei nie einen Anreiz bieten könnten, dieses traumhafte Qualitätsmerkmal Reinheitsgebot aufzugeben, um einen Kostenvorteil, den sie mit der Lupe suchen müßten, einzuhandeln. Was halten Sie von der Anregung des bayerischen Staatssekretärs Rosenbauer, das Reinheitsgebot, da es nun mal heutigem EG–Recht widerspricht, einfach zur EG–Norm erheben zu lassen? Ich freue mich natürlich, daß dieser uralte Vorschlag, den ich schon vor langer Zeit vorgetragen habe, von der bayerischen Staatsregierung wieder aufgegriffen wird. Wir wünschen sehr, daß er in der Realisierung vorangebracht wird. Auch in anderen Ländern der Gemeinschaft wird die Sensibilität im Zusammenhang mit Fremdstoffen in Lebensmitteln stärker. Das Europäische Parlament hat ja erst in diesen Tagen, als dieses Urteil wohl schon in der Maschine war, gefordert, daß Gesundheits– und Verbraucherschutz auf dem höchsten Level stattzufinden habe, der überhaupt nur erreichbar ist. Ihre persönliche Haltung gegenüber der EG? Die europäische Einigung ist für unser Volk eine Lebensfrage. Ich bin seit jeher ein Befürworter. Gerade aus den nationalen Interessen des deutschen Volkes und beider deutscher Staaten ist das eine Frage von höchster Vitalität. Wir sollten uns von dieser Sichtweise nicht durch Irritationen abbringen lassen, selbst wenn sie einmal aus dem Europäischen Gerichtshof kommen. Thomas Scheuer.