„Naturprodukt“ Hopfen

■ Pestizide und Insektizide werden bis zu 16 mal auf die Hopfenkulturen gespritzt

„Wenn unsere Umwelt eine Zukunft haben soll, müssen wir das Reinheitsgebot für Luft und Wasser endlich so ernst nehmen wie das fürs Bier“, wettert der Bund Naturschutz. Er hat unrecht. Auch deutsches Bier hat längst seine chemische Unschuld verloren. Das Reinheitsgebot gilt in den Brauereien, es schützt weder Hopfen noch Bauern vor massivem Gifteinsatz. Wenn man zwischen April und Juli den Spritzmittelgehalt in den bayerischen Hopfenzentren messen würde, dann „würde man draufkommen, daß man die Bevölkerung eigentlich evakuieren müßte“, schreiben Ernst/Langbein/Weiss in ihrem Buch „Gift–Grün“ über die „Bombe, die im Hopfen tickt“, jenem Naturprodukt, das neben Wasser, Hefe und Gerste einzig für die Bierherstellung zugelassen ist. Der Hopfenanbau gilt als besonders chemie–intensiv. Allein gegen die Pilzkrankheit Peronospora seien bis zu 16 Spritzungen im Jahr üblich. Dabei u.a. eingesetzte Kupferpräparate würden die Bodenkrume allmählich „in eine Schwermetalldeponie umwandeln. Da wächst kaum noch etwas“ - außer Hopfen! Zweites Angriffsziel der Giftspritze ist die Blattlaus, die mit immer höheren Dosen an Chemie bekämpft wird. Auf einem Hektar der Hopfensorte „Brewers Gold“ muß ein Landwirt heute rund 900 Mark für Düngemittel und 1.800 Mark für Pestizide ausgeben. Eine erhöhte Rate von Lungen– und Dickdarmkrebs in den Hopfenanbaugebieten sind die gesundheitliche Folge. Betroffen sind allerdings auch die Konsumenten. Denn die Rückstände der Pestizide kommen mit in die Herstellung, werden dort im Brauereiprozeß in andere zum Teil krebserzeugende Chemikalien umgewandelt und finden sich schließlich in der Flasche wieder. Doch daran hat man sich offenbar ebenso gewöhnt wie „an statistischen Zusammenhang zwischen hohem Bierkonsum und der Häufigkeit von Mastdarmkrebs“. man