Der Mann, der die Tiere liebte

■ Professor Bernhard Grzimek starb am Freitag im Alter von 77 Jahren

Am Freitag nachmittag starb Bernhard Grzimek in Frankfurt während einer Vorstellung des Cirkus Althoff. Der prominenteste deutsche Tierschützer der Nachkriegszeit hat den Naturschutz lange vor der Ökologiebewegung populär und vor allem telegen gemacht. Seine Kampagnen gegen Robbenfänger, Wildkatzenpelze oder Krokodilledertaschen verfehlten weder auf das breite Publikum noch auf die Politiker ihre Wirkung. Als Naturschutzbeauftragter der sozialliberalen Koalition seit 1969 trat er 1973 zurück, nachdem der Primat der landwirtschaftlichen Ökonomie über den Naturschutz durch die Ernennung Ertls zum Landwirtschaftsminister verfestigt wurde. Grzimek liebte die Tiere und verteidigte ihren Lebensraum, nicht weil sie dem Menschen nützlich sind, sondern weil „Tiere auch eine Seele haben, auch fühlen und sogar in einfachen Formen denken können.“ Weniger in substantieller als in moralischer Hinsicht war Tier– und Naturschutz für Grzimek auch Schutz von menschlichem Lebensraum: „... Das Abholzen der Regenwälder, die Verschmutzung der Weltmeere, insgesamt die weltweite Zerstörung der natürlichen Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sind eine noch durchtriebenere, noch unwirklichere Form des Krieges der Menschen gegen sich selbst“. Der weißhaarige Herr, der mit dem Papageien auf der Schulter oder dem Schimpansen auf dem Schoß um milde Gaben bat (und auf diese Weise immerhin 50 Mio. DM zusammenbrachte), hatte bei vielen das Image des biederen Tierfreundes, der an das weiche Herz statt an den kritischen Verstand appellierte. Stimmt: Grzimek hat die Verhältnisse nicht angetastet, sonst wäre er auch nicht der Held der Bild–Zeitung gewesen. Wer deshalb meint, diesen Vorreiter für die bürgerliche Ökologiebewegung mit einem spöttischen Lächeln abtun zu können, der sollte daran erinnert werden, daß auch die Grüne Fraktion im Bundestag während der letzten Legislaturperiode faktisch nichts anderes durchsetzen konnte als ein Verkaufsverbot für Schildkrötensuppen. Imma Harms