Italienische Grüne wollen ins Parlament

■ Die italienischen Grünen einigten sich auf gemeinsame Wahlliste / Eine Parteigründung ist dennoch nicht vorgesehen

Aus Rom Werner Raith

Italiens Grüne wollen nun endgültig an Parlamentswahlen teilnehmen. Auf einem Kongreß in Pisa beschlossen die Vertreter regionaler und örtlicher Initiativen die Bildung einer gemeinsamen Liste, ohne sich jedoch als politische Partei zu konstituieren. Auf den Wahlvorschlägen sollen landesweit bekannte Umweltschützer aus den großen Ökologie–Verbänden wie „Italia nostra“ „WWF“, „Amici della Terra“ und andere kandidieren (auch wenn sie nicht „Grün“–Mitglieder sind). Grund für das Zusammenrücken der Öko–Kämpfer ist der Versuch der bürgerlichen Parteien, im Rahmen der derzeitigen Regierungskrise die für Juni angesetzten Volksabstimmungen zum Ausstieg aus der Atomenergie zu „beerdigen“ (etwa indem Neuwahlen angesetzt werden, was die Referenden automatisch verschieben würde). Differenzen bei der Frage nach der Art der „grünen“ Präsentation waren jedoch unübersehbar. Die bundesdeutsche Entwicklung zur „Ver–Institutionalisierung“ gilt bei Italiens Grünen als warnendes Beispiel. Daß statt Basis–Grüner nun die Vorsitzenden der nationalen Ökologie–Verbände quasi amts–automatisch kandidieren sollen, verbittert viele Vertreter erfolgreicher Bürgerinitiativen. Umgekehrt rechnen die Befürworter einer „starken“ Grünenbewegung vor, daß nur mit landesweit bekannten Persönlichkeiten ein für die parlamentarische Arbeit ausreichendes Polster von gut 20 Sitzen zu erringen sein wird. Ganz in den Hintergrund gerieten die Fragen nach der Programmatik. Sie wollen die Grünen in einem weiteren, wahlvorbereitenden Kongreß im Mai angehen.