Airbase Türkei

■ Türkei und USA verlängern Stützpunktabkommen

Nach gut einjährigem zähen Schacher war es am Montag abend so weit: Der türkische Außenminister setzte in Washington seine Unterschrift unter ein Dokument, mit dem er einen Teil der Souveränität des Landes an das amerikanische Militär verkaufte. Für gut 600 Millionen Dollar im Jahr können die US–Militärbasen bis Ende des Jahrzehnts im Lande bleiben. Nicht daß die türkische Regierung besondere innen– oder außenpolitische Probleme mit der amerikanischen Präsenz im Nahen Osten hätte - die Dauer der Verhandlungen ist vor allem ein Indiz dafür, daß die türkische Regierung nicht zu Unrecht glaubte, diesmal besonders viel herausholen zu können. Denn anders als in Griechenland oder in Spanien bietet sich die Türkei den Amerikanern derzeit frei von innenpolitischen Widerständen als Refugium an, von dem aus sie in Richtung Naher Osten fast beliebig schalten und walten können. Nicht von ungefähr konnten die USA den Griechen immer wieder damit drohen, ihre Mittelmeerflotte in türkische Häfen zu verlegen, wenn Papandreou ihre Bedingungen nicht akzeptiere. Doch soviel türkisches Entgegenkommen hat seinen Preis. Die Amerikaner mußten ihren Dollareinsatz fast verdoppeln, und die türkische Regierung behält eine Trumpfkarte in der Hand, die sie an anderer Stelle demnächst ausspielen wird. Die Willfährigkeit gegenüber den NATO–Interessen soll sich bei den Verhandlungen um den türkischen EG– Beitritt auszahlen. Die Verlierer in diesem Spiel sind die in den türkischen Ostgebieten lebenden Kurden, deren Land weiter militarisiert wird und deren Unterdrückung die Voraussetzung des Deals sind. Jürgen Gottschlich