Bunkerplätze per Los

■ Fingiertes Schreiben einer „Strahlenschutzstelle“ an die Einwohner löst Aufregung in der Stadt Saarlouis aus

Saarlouis (taz) - In den Amtsstuben der Stadt Saarlouis herrscht Aufregung. Bislang Unbekannte haben an fast alle Haushalte der Stadt ein Schreiben einer „Strahlenschutzstelle der Stadt Saarlouis“ verteilt, in dem den Bürgern mitgeteilt wird, daß für die 38.960 Einwohner im Katastrophenfall lediglich 1.127 Bunkerplätze zur Verfügung stünden. Deshalb habe man jedem Haushalt eine Nummer zugeteilt, damit diese an einer Verlosung der Schutzraumplätze am 20. März teilnehmen könnten. Denn nur so sei die „unvoreingenomme Verteilung der vorhandenen Plätze zu gewähren“, heißt es in dem Anschreiben weiter. Bis spätestens 27. März sollten sich die Bürger unter drei angegebenen Telefonnummern der Stadt, des Landratsamtes und des französischen Konsulats darüber informieren können, wem denn nun ein Schutzraum zustehen werde. Zahlreiche besorgte Einwohner erkundigten sich daraufhin bei der Stadt nach einem möglichem Schutz für sie selbst und ihre Angehörigen, wenn beispielsweise der nahegelegene französische Atommeiler in Cattenom durchginge. Die Stadtverwaltung hatte dafür wenig Verständnis. Sie stellte Strafantrag gegen die unbekannten Verteiler des Schreibens. In einer „Erklärung zur Bunkerplatzverlosung“, die von den „Zornigen Briefträgern im Atomstaat...“ unterzeichnet war, hieß es zu der Aktion: „Was wir mit der Verteilungsaktion nicht erreichen wollen, ist ein weiterer Ausbau von Bunkerplätzen. Das wäre der Weg in die falsche Richtung.“ Das einzige, was wirklich schütze, sei das sofortige Abschalten aller AKWs und das sofortige Abschaffen aller nuklearen, biologischen und chemischen Waffen. Felix Kurz