Die Fassade bröckelt

■ Zur Krise in der nicaraguanischen Contra–Führung

Es war schon immer ein Grunddilemma von Reagans Nicaragua–Politik, daß ausgerechnet die Offiziere der gestürzten Diktatur für demokratische Verhältnisse in Nicaragua sorgen sollten. Um diesen Schönheitsfehler zu kaschieren, wurde auf Betreiben der US–Administration 1985 die „Nicaraguanische Oppositionsunion“ (UNO) gegründet. Nach der Verminung der nicaraguanischen Häfen, nach heftig kritisierten Greueltaten der Contras und schließlich der Mittelsperrung durch den Kongreß sollte damals mit der UNO eine demokratische Opposition presentiert werden, angeführt von Cruz und Robelo, die beide zeitweilig Mitglieder der Revolutionsjunta waren, und Calero, der als Unternehmer auch schon mal gegen die Somoza–Diktatur gestreikt hatte. Nun bröckelt die Fassade der „demokratischen“ Contra und hervor kommt wieder der alte somozistische Putz. Cruz nahm jüngst den Hut und verabschiedete sich aus dem UNO–Triumvirat, weil sein Gegner Calero zwar von der Führung der UNO zurückgetreten war, trotzdem aber die Führung der FDN, der bei weitem stärksten und eben von Somozisten geleiteten Contra–Truppe im Norden Nicaraguas nicht abgeben wollte. Mit Fernando Chamorro, der früher auch gegen Somoza gekämpft hatte, hat sich nun noch der Militärchef der Contra– Verbände im Süden abgeseilt. Damit werden in der Contra nach außen wieder die Hardliner das Wort führen, die eigentlich schon immer das Sagen hatten, weil sie über die Waffen verfügten. Mit der zivilen Fassade aber zerbröckelt gleichzeitig der Konsens des US–Kongresses zur Contra–Hilfe. Die letzte Rate des vergangenen Jahres hat Reagan gerade noch durchgesetzt. Für dieses Jahr steht sie in den Sternen. Thomas Schmid