Rote Brigaden ermorden Luftwaffengeneral

■ Die „Vereinigung kämpfender Kommunisten“ bekennt sich zu dem Anschlag auf den italienischen SDI–Experten / Innenminister zieht Vergleiche zur RAF und „Action directe“ / Anschlag aus dem Ausland? / Fahnder zurückhaltend in der Einschätzung

Aus Rom Werner Raith

„Hier Unione comunisti combattenti. Wir haben Licio hingerichtet, den höchsten Verantwortlichen für den Bau von Weltraumwaffen.“ Nur knappe 50 Minuten nach dem tödlichen Anschlag auf den 62jährigen General und SDI– Experten Licio Giorgieri bekannte sich die „Vereinigung kämpfender Kommunisten“ (UCC) mit einem Anruf bei La Repubblica am Freitag abend zum Attentat. Zum Zeitpunkt des Anrufs hatten die Medien noch nicht einmal den genauen Namen und die Funktion des Opfers herausgefunden. In Italien blüht wieder einmal die Spekulation. Einfache Erklärungen wünschen offenbar weder Politiker noch Medien: Ähnlich wie vor vier Wochen, als ein Postraub alle Zeichen eines gut durch organisierten mafiosen Verbrechens trug, aber sofort dem „Roten Terrorismus“ in die Schuhe geschoben wurde (Beweise fehlen bis heute), glaubt nun, im eindeutigen Fall eines politischen Verbrechens, wiederum kaum jemand an ein selbständiges rotbrigadistisches Attentat. Aus dem Ausland sei der Auftrag gekommen, behauptete sofort Innenminister Scalfaro, nur die Ausführung hätten inländische Killer übernommen. Begründung: Giorgieri war einer der besten Experten des Landes auf dem Gebiet von Weltraumwaffen - „und haben nicht auch deutsche RAF–Mörder und die französische Action directe Persönlichkeiten aus demselben Ambiente umgebracht?“ Besonnenere Fahnder wie der ermittelnde Staatsanwalt Sica sind vorsichtiger. Nach den Erkenntnissen der Polizei sprechen Ziel und Tatablauf eher dafür, daß die Roten Brigaden sich mit dieser Tat wieder international ins Gespräch bringen wollen. Die einfache Tatausführung durch lediglich zwei Personen, nur mit Pistole und nicht mit Maschinenpistole bewaffnet, entspricht nach dem derzeitigen Erkenntnisstand recht genau dem augenblicklichen Organisationsgrad und der Bewaffnung neuer Gruppen im militanten Untergrund. Der Offizier war ein leichtes Opfer, da er weder Eskorte noch Panzerlimousine hatte.