USA weisen Vorwürfe Karpows zurück

■ US–Außenminister: Null–Lösungsvorschlag beinhaltete von Anfang an, im Kurzstreckenbereich mit Sowjets gleichzuziehen.

Berlin (wps/taz) - Die Reagan– Regierung hat am Montag bestätigt, daß sie sich das Recht vorbehalten will, die in der Bundesrepublik stationierten Pershing–II zu Kurzstreckenraketen umzubauen, falls es zu einem Abkommen über den Abbau der in Europa stationierten Mittelstreckenraketen kommen sollte. Die USA, so Reagans Sprecher Fitzwater, glauben weiterhin an „recht gute Aussichten für ein Abkommen“. Die „Nach“–Rüster im Weißen Haus reagierten damit auf die Vorwürfe des Leiters im Abrüstungsbüro des sowjetischen Außenministeriums, Karpow, daß die US– Regierung kein wirkliches Interesse an der Beseitigung der Mittelstreckenraketen habe. Karpow hatte am Wochenende betont, daß der Kreml ein Abkommen ablehne, wenn die US–Regierung ihre Pershing–II lediglich zu Kurzstreckenraketen umrüste und die Cruise Missiles auf Schiffe oder U–Boote verlege. Er bezeichnete die von Reagan 1981 vorgeschlagene und in Reykjavik von Gorbatschow aufgenomme Null–Lösung als „Bluff“. Der Sprecher des US–Außenministeriums, Redman, erklärte jedoch, daß der Null–Lösungsvorschlag Reagans von Anfang an eine Klausel beinhaltet habe, die es den USA erlauben würde, im von der Sowjetunion dominierten atomaren Kurzstreckenbereich gleichzuziehen. US–Schätzungen zufolge verfügt die Sowjetunion in diesem Bereich über ein Übergewicht von acht zu eins. Deshalb, so Redman, erwäge die US–Regierung den Umbau der Pershing–II zu Pershing–IB–Raketen, eine Entscheidung sei jedoch noch nicht getroffen. Unter anderem durch die Demontage der zweiten Antriebsstufe wäre ein Umbau der extrem treffsicheren Rakete leicht zu verwirklichen. Experten der Pershing–Fabrik Martin Marietta bestätigten, daß die umgebaute Version der Pershing–II bereits 15 bis 20 Testflüge bestanden habe. Während die US–Regierung eine Gleichstellung im atomaren Kurzstreckenbereich als Voraussetzung eines Abkommens über den Abbau der Mittelstreckenraketen fordert, befürchtet der Kreml, daß der Umbau der Pershing–II nicht nur leicht zu bewerkstelligen, sondern ebenso leicht rückgängig zu machen ist. Entsprechende Vorwürfe Karpows wurden von Reagans Sprecher als „übliche Verhandlungstaktik der Sowjets“ abgetan. US– Diplomaten gaben aber zu bedenken, daß die US–Regierung nicht in der Lage wäre, ein solches Recht auf Gleichstellung durchzusetzen, selbst wenn sich der Kreml einverstanden erklären würde. Die Stationierung der Pershing–IB würde voraussichtlich am Widerstand der westeuropäischen Friedensbewegung scheitern. mf