Tschasow kritisiert Gesundheitswesen

■ Sowjetischer Minister bemängelt Qualifikation der Ärzte

Berlin (ap/afp/taz) - Schlechte technische Ausrüstung der Krankenhäuser und ein „deutliches Absinken der moralischen und beruflichen Qualifikation der Ärzte“ bescheinigte der neue sowjetische Gesundheitsminister und Oberarzt für den Frieden, Jewgeni Tschasow, dem sowjetischen Gesundheitswesen. Die „Unbeweglichkeit der Arbeiter und fehlende Demokratie“ hätten den Qualitätsverlust beschleunigt. Die „rein quantitative Bewertung des Gesundheitswesens“ hätte zu diesem „Qualitätsverlust“ beigetragen, erklärte der Minister und führte als Beispiel an, daß es in der Sowjetunion zwar mehr Krankenhausbetten als „irgendwo sonst“ gebe, daß aber die tschnische Ausrüstung „völlig unzureichend“ sei. Und auch an den Forschungseinrichtungen ließ Tschasow kein gutes Haar: „Man könnte 100 Forschungsinstitute schließen, die nichts bringen“. „Wir sind es nicht gewohnt, in unserer Presse das Wort „Homosexualität“ zu lesen,“ schrieb ein Gymnasiast an die Zeitung Moskovskij. „Und ich bin doch einer. Mein Fall ist bekanntgeworden, alle Freunde haben sich zurückgezogen. Ich bitte Sie eindringlich, mir zu helfen.“ Doch zu dieser Hilfe konnte sich das Blatt nicht entscheiden. Gegen die Homosexualität müsse noch härter vorgegangen werden, „Kranke“ müßten geheilt und dem Phänomen durch eine bessere sexuelle Erziehung der Jugend vorgebeugt werden, bemerkte die Zeitung. Der Autor des Artikels bedauert sogar, daß man Homosexualität nicht „zwangsweise gesundpflegen könne“. Über 200.000 Beamte seien im letzten Jahr zur Rechenschaft gezogen worden, teilte der Generalstaatsanwalt Alexander Rekunkow am Mittwoch in der Prawda mit. 18.000 Beamte seien beschuldigt, die Produktion von Waren minderer Qualität zugelassen zu haben, 32.000 andere hätten „materielle Verantwortung“ zu tragen. Eine Reihe von Staatsanwälten seien von ihren Posten entfernt worden, weil sie „grundlos Bürger vor Gericht brachten“. Dagegen wurden 70.000 persönliche Eingaben positiv beantwortet und 40.000 ungesetzliche Verwaltungsentscheidungen rückgängig gemacht, zog der Oberstaatsanwalt seine Erfolgsbilanz. er