: Süffige Patentrezepte
■ Zum Grünen–Streit über die Stahlkrise
Die Schwierigkeit bei der derzeitigen Diskussion über die Stahlkrise liegt darin, daß niemand weiß, wie sie in volkswirtschaftlich und sozial verantwortbarer Weise gelöst werden kann. Das gilt für die Bundesregierung und die Stahlbosse genauso wie für die in NRW regierende SPD und die Gewerkschaften - und es gilt eben auch für die Grünen, die sich jetzt über die Stahlkrise in eine ideologische Kontroverse verstrickt haben. Wenn allgemeine Ratlosigkeit sich ausbreitet, haben süffige Patentrezepte ihre große Stunde. Eines davon ist die banale Feststellung, allein durch Verstaatlichung und Vergesellschaftung sei die Stahlkrise nicht zu lösen. Man müsse möglichst schnell möglichst viele Ersatzarbeitsplätze schaffen. Die Schwierigkeiten der politischen Praxis aber fangen erst jenseits dieses Allgemeinplatzes an, den so übrigens auch die IG Metall ohne Bedenken unterschreiben würde. Wen den fälligen Kapazitätenabbau im Revier der Konkurrenz der europäischen und deutschen Stahl ihrer wirtschaftlichen Substanz trifft. Die vielbeschworenen Ersatzarbeitsplätze der Grünen Abgeordneten Vennegerts zeugen zuallererst davon, daß diese Kollegin die soziale Dimension des Problems nocht nicht begriffen hat. Martin Kempe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen