Süffige Patentrezepte

■ Zum Grünen–Streit über die Stahlkrise

Die Schwierigkeit bei der derzeitigen Diskussion über die Stahlkrise liegt darin, daß niemand weiß, wie sie in volkswirtschaftlich und sozial verantwortbarer Weise gelöst werden kann. Das gilt für die Bundesregierung und die Stahlbosse genauso wie für die in NRW regierende SPD und die Gewerkschaften - und es gilt eben auch für die Grünen, die sich jetzt über die Stahlkrise in eine ideologische Kontroverse verstrickt haben. Wenn allgemeine Ratlosigkeit sich ausbreitet, haben süffige Patentrezepte ihre große Stunde. Eines davon ist die banale Feststellung, allein durch Verstaatlichung und Vergesellschaftung sei die Stahlkrise nicht zu lösen. Man müsse möglichst schnell möglichst viele Ersatzarbeitsplätze schaffen. Die Schwierigkeiten der politischen Praxis aber fangen erst jenseits dieses Allgemeinplatzes an, den so übrigens auch die IG Metall ohne Bedenken unterschreiben würde. Wen den fälligen Kapazitätenabbau im Revier der Konkurrenz der europäischen und deutschen Stahl ihrer wirtschaftlichen Substanz trifft. Die vielbeschworenen Ersatzarbeitsplätze der Grünen Abgeordneten Vennegerts zeugen zuallererst davon, daß diese Kollegin die soziale Dimension des Problems nocht nicht begriffen hat. Martin Kempe