UdSSR sendet weitere Abrüstungssignale

■ UdSSR offenbar bereit, Kurzstreckenraketen in Europa abzubauen / Auch asiatische Raketen zur Disposition gestellt?

Berlin (wps/afp/ap) - Die Sowjetunion sei jetzt auch bereit, die Kurzstreckenraketen in Europa abzubauen, hieß es am Donnerstag in Washington. Und auch die westlichen Diplomaten bei den KSZE–Verhandlungen in Wien zeigen Optimismus: Schon im nächsten Jahr könnten konkrete Verhandlungen über den Abbau von konventionellen Waffen begonnen werden. Während auch Frau Thatcher nach ihrer Rückkehr aus der Sowjetunion von einem „möglichen Wendepunkt in der Geschichte“ sprach, zeigte der ehemalige US–Außenminister Kissinger auf Vorträgen in den USA Flagge. Er warnte vor dem Abbau der Mittelstreckenraketen, weil dann die Sowjetunion ein konventionelles Übergewicht in Europa hätte. Dagegen zeigen sich US–Diplomaten nach Berichten der Washington Post vor der Moskau– Reise des jetzigen Außenministers George Shultz, die für Mitte April geplant ist, fast „enthusiastisch“ über die nicht offiziellen Andeutungen aus Moskau. Denn die Sowjets hätten angedeutet, daß sie nicht nur die Mittelstreckenwaffen in Europa, sondern auch diejenigen in Asien abzubauen bereit seien. Bisher bestanden die Sowjets darauf, 100 Sprengköpfe in Asien zu behalten. Noch sei nichts konkretisiert, hieß es nach Angaben diplomatischer Kreise in Washington, die Diskussion der Details sei eine der Aufgaben, der sich Shultz bei seinem Besuch in Moskau gegenübersieht. Zusammen mit den Problemen der Überprüfung der Abrüstungsmaßnahmen ist die Frage der Kurzstreckenraketen das Hindernis, das vom Pentagon gerade in den letzten Tagen immer wieder ins Spiel gebracht wurde. Die amerikanischen Pläne, nach einem Abzug der Mittelstrecken–Kurzstreckenraketen in Europa zu stationieren, würden bei einer Konkretisierung des sowjetischen Vorschlags „hinfällig“, zitierte die Washington Post einen nicht namentlich genannten US–Offiziellen. „Das Klima, in dem die Gespräche geführt werden, ist ermutigend, und man enthält sich jeder polemischen Diskussion“, erklärte ein Nato–Vertreter am Rande der „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“ über die informellen Gespräche zwischen Warschauer Pakt und Nato in Wien, die seit dem 17.2. geführt wurden. Die Truppenabbauverhandlungen, die Mitteleuropa betreffen (BRD und Benelux einerseits, DDR, Polen und CSSR andererseits) werden „so lange fortgeführt, bis ein anderes Verhandlungsforum gefunden wird“, erklärte der Diplomat.