Abfindung für AIDS–kranke Bluter

■ Vereinbarung zwischen Krankenverbänden und Arzneimittelherstellern getroffen / Neues Medikament für Bluter im Test / Virusträger wegen versuchter Körperverletzung in U–Haft

Frankfurt (ap) - Den rund 2.000 Bluterkranken, die durch mit dem AIDS–Virus infizierte Präparate gesundheitlich geschädigt worden sind, soll „rasch und ohne Anrufung eines Gerichts“ geholfen werden. Darauf verständigten sich die Verbände der Bluterkranken und der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Nach den Worten eines Sprechers des BPI wurde vereinbart, über die Einzelheiten des Gesprächs Stillschweigen zu bewahren. Seit Anfang 1985 gebe es ein Spezialverfahren, das es ermög liche, das Virus in den blutgerinnungsfördernden Präparaten durch Hitzeeinwirkung abzutöten. Der erste gentechnisch produzierte Gerinnungsfaktor VIII, ein wichtiges Medikament für Bluter, hat unterdessen die Phase klinischer Tests erreicht. Das teilte am Freitag die Travenol GmbH in München, eine Tochter des amerikanischen Konzerns Baxter Travenol Laboratories, mit. In der Mitteilung hieß es, da dieses Konzentrat nicht auf der Basis menschlichen Plasmas gewonnen werde, sei es frei von Viren. „Man kann davon ausgehen, daß es in den 90er Jahren in ausreichenden Mengen verfügbar sein wird. Dieser revolutionären Neuerung kommt im Zeitalter von AIDS eine herausragende Bedeutung zu.“ Die Nürnberger Staatsanwaltschaft hat gegen einen 45jährigen, der mit dem AIDS–Virus infiziert ist, Klage wegen vierfacher „versuchter gefährlicher Körperverletzung“ durch ungeschützten Geschlechtsverkehr erhoben. Nach Angaben des Justizsprechers sitzt der Mann seit Anfang Januar in Untersuchungshaft. Über eine mögliche Infektion seiner Sexualpartner sei noch nichts bekannt.