Portugal: Warten auf Soares

Lissabon (taz) - Erhalten Portugals Oppositionsparteien die Chance, eine neue Regierung zu bilden, oder müssen die Wähler vorzeitig an die Urnen? Diese Frage beherrscht die Massenmedien, seitdem am Freitag abend eine Parlamentsmehrheit von 134 zu 108 Abgeordneten die liberal– konservative Minderheitsregierung des Sozialdemokraten Cavaco Silva - wie erwartet - gekippt hat. Entscheiden muß Staatspräsident Soares, der heute von einem Staatsbesuch in Brasilien zurückerwartet wird und sich zur Regierungskrise bislang nicht öffentlich geäußert hat. Eindeutig für Neuwahlen ausgesprochen hat sich bislang nur die Partei des Premierministers - der bis zur Ernennung eines Nachfolgers geschäftsführend im Amt bleibt. Die Erneuererpartei PRD des ehemaligen Staatspräsidenten Eanes bevorzugt dagegen eine gemeinsame Minderheitsregierung mit den Sozialisten - die ihrerseits vor der Rückkehr des sozialistischen Staatspräsidenten Soares keine Präferenzen preisgeben wollten. Die Kommunisten sind ebenfalls gegen Neuwahlen und haben - notfalls auch ohne eine angestrebte eigene Regierungsbeteiligung - Bereitschaft zur parlamentarischen Stützung eines Bündnisses der Sozialistischen Partei PS mit der PRD signalisiert. Im Fall von Neuwahlen würden die Portugiesen zum vierten Mal nach 1976 vorzeitig an die Urnen gerufen. S.R FORTSETZUNG VON SEITE 1