Neues Konzept für Report–Magazin

■ Konsequenzen für Jazz–Redakteur Berendt / Veränderungen an der Redaktion vorbei / Kleinmann neuer Moderator / Offizieller Brief der Senderleitung an empörte Zuschauer: „Das Bessere ist der Feind des Guten“

Von Benedict M. Mülder

Berlin(taz) - Passend zur angekündigten Solidaritätskundgebung will die Leitung des Südwestfunks bereits heute auf einer Pressekonferenz in Baden–Baden ein neues Konzept für Franz Alts umstrittenes Report–Magazin vorstellen. Offiziell wird es erst am Freitag dem Rundfunkrat vorgelegt. SWF–Sprecher Walker: „Wir legen das neue Konzept vor, damit nicht gegen Phänomene demonstriert wird, die gar nicht existieren.“ Wesentliche Neuerung ist der Einsatz eines zusätzlichen Moderators, der Alt als Aufpasser zur Seite gestellt werden soll. Unbestätigten Informationen zufolge soll diese Aufgabe von Chefredakteur Reinhard Kleinmann selbst übernommen werden. Kleinmann hatte seinerzeit auch den umstrittenen Beitrag des „strafversetz ten“ Redakteurs Moser übernommen. Franz Alt hat gestern gegenüber der taz noch einmal den „würdelosen und verräterischen Stil“, in dem an der Redaktion vorbei Veränderungen verordnet werden, kritisiert. Normalerweise sei es so, daß Redaktionen mit Neukonzeptionen beauftragt werden. Dies sei bisher aber nicht geschehen. Statt dessen würden „Scheingespräche“ geführt. Alt kündigte an, daß gegen seine Abmahnung infolge des Moser–Konfliktes in diesen Tagen arbeitsgerichtliche Schritte eingelegt werden. Unterdessen wurde bekannt, daß die Strafaktionen des Intendanten Hilf noch kein Ende gefunden haben. Auch der Leiter der renommierten Jazz–Redaktion des SWF, Joachim–Ernst Berendt muß wegen seines couragierten „Offenen Briefes“ an Hilf (ZEIT vom 27.3.87: „Viele von uns spüren an Ihren Entscheidungen immer wieder Ihre Industrienähe.“) mit Konsequenzen rechnen. Berendt, der ohnehin Ende Juli pensioniert wird, soll dem Vernehmen nach schon früher in den „vorläufigen Ruhestand“ abgeschoben werden. Ein Nachfolger für ihn sei gefunden, hieß es. Diese Entscheidung dürfte zweifellos so gefällt werden, wie es Kleinmann „im Namen des Südwestfunks und des Intendanten“ inzwischen in offiziellen Briefen an zahlreiche empörte Zuschauer als „Grundsatz der Programmgestaltung und inneren Programmkritik“ festhält. „Das Bessere“, so Kleinmann in dem Standardtext, „ist der Feind des Guten“. Auch zukünftig werde sich Report nicht vom kritischen Journalismus verabschieden und „immer genügend qualifizierte Mitarbeiter“ haben. Der Chefredakteur bestreitet „einen Zusammenhang zwischen den neuen Aufgaben Mosers und der letzten Report–Sendung“ über den Zusammenhang von AKWs und einer erhöhten Leukämierate. Es habe außerdem keinen Druck „irgendeiner Lobby gegeben“. Solche Veränderungen in der redaktionellen Arbeit seien nämlich beim Fernsehen alltäglich. Weil es nicht bereit ist, diese „Alltäglichkeiten“ zu akzeptieren, hat ein breites Bündnis von Schriftstellern, Künstlern und Wissenschaftlern für heute 12 Uhr zu einer Solidaritätskundgebung vor dem Baden–Badener Kongreßhaus aufgerufen. Ab 14 Uhr geht es dort unter der Schirmherrschaft Hilfs um die Zukunft der versammelten Landesrundfunkanstalten. Titel der Veranstaltung: „Die ARD im Wettbewerb“.