: Auch Azubis im Metallgewerbe wollen weniger arbeiten
■ Für Lehrlinge gilt noch die 40–Stunden–Woche / Metall–Tarifverhandlungen in Stuttgart bisher ohne Einigung / Konflikt um Einbeziehung der Auszubildenden in Arbeitszeitverkürzung
Von Martin Kempe
Neckarswestheim/Berlin (taz) - Notfalls, so der Stuttgarter IG– Metall–Bezirksleiter Ernst Eisenmann, werde man auch am Dienstag bis in die Nacht hinein verhandeln. Dabei hatten die Kontrahenten IG Metall und Arbeitgeberverband Gesamtmetall schon am Montag zwölf Stunden lang über die Forderung der Gewerkschaft nach der 35–Stunden–Woche diskutiert, ohne daß ein Kompromiß auch nur in Konturen sichtbar wurde. Zu weit liegen die Positionen noch auseinander: 35–Stunden–Woche auf der einen, weitreichende Felxibilisierung der Arbeitszeiten auf der anderen Seite. Auch in einem weiteren Konfliktpunkt stehen sich die Standpunkte nach wie vor unvereinbar gegen über: der Einbeziehung der Auszubildenden in die Arbeitszeitverkürzung. Im Gegensatz zu den Normalbeschäftigten in der Metallindustrie, für die 1984 die 38,5–Stunden–Woche durchgesetzt werden konnte, müssen die Lehrlinge laut Manteltarifvertrag auch heute noch 40 Stunden arbeiten. Die Begründung der Arbeitgeber, die Azubis von der Arbeitszeitverkürzung auszunehmen, war simpel: in 38,5 Stunden könne man eben weniger lernen als in 40 Stunden, das Ausbildungsziel werde durch Arbeitszeitverkürzung gefährdet. In der betrieblichen Praxis jedoch haben die meisten Betriebe 1985 bei der Umstellung auf die 38,5–Stunden–Woche die Auszubildenden einbezogen - ohne negative Folgen: „In keinem einzigen Betrieb wurden die Prüfungsergebnisse wegen der Arbeitszeitverkürzung schlechter“, heißt es in einem Papier der Abteilung Jugend der Frankfurter IG–Metall– Zentrale. Schon heute gelte für 50 bis 70 Prozent der Auszubildenden im Metallbereich die 38,5–Stunden–Woche. Auch bei einer Arbeitszeit von 35 Stunden sei das Ausbildungsziel keineswegs gefährdet, heißt es in dem Papier, denn in fast allen Betrieben gehe viel Zeit durch „Leerlauf, ausbildungsfremde Arbeiten und überlangen Einsatz in der Produktion verloren“. Im übrigen würde, so das IGM–Papier, die 35–Stunden–Woche die Chancen der Jugendlichen auf Übernahme nach der Lehre erheblich verbessern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen