Stadtzeitung beschlagnahmt

Erlangen (taz) - Das Stadtblatt „Was Lefft“ in Erlangen wurde gestern beschlagnahmt. Die Fahnder des Kommissariats Staatsschutz konnten bei den Durchsuchungen von drei Wohnungen der Mitarbeiter allerdings nur 30 Exemplare sicherstellen. Der überwiegende Teil der Auflage war bereits in den Vertrieb gelangt. Begründet wurde das Vorgehen mit einem Beschluß des Nürnberger Landgerichtes. Danach soll mit dem Abdruck eines Leserbriefes in der Ausgabe Nr. 102 der Staat verunglimpft worden sein. Bei dem Leserbrief handelt es sich um einen Bericht des letzten Rockkonzertes in der Erlanger Szene–Kneipe „Wirtschaftswunder“ vor dessen Schließung. Dabei war es wegen vermeintlicher Ruhestörung zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Der Autor kommentierte das Vorgehen der Beamten, bei dem ein Besucher eine Schädelprellung erlitten hatte, mit dem Satz „die Bewußtseins– und Handlungsstruktur der uniformierten Totschläger ist von der SA nicht mehr zu unterscheiden“. Die Herausgeber der „Was Lefft“ sehen in der Beschlagnahmung nur einen Vorwand, „die ganzen Inhalte der Zeitschrift aus dem Verkehr zu ziehen“. In der letzten Nummer mit dem Titel „Keine Ruh der KWU“ wird unter anderem zum bundesweiten Aktionstag gegen die in Erlangen ansässige Siemenstochter KWU am 2. Mai mobilisiert. Wolfgang Gast