Wanzen–Diplomatie

■ Reagan: US–Botschaft in Moskau notfalls abreißen UdSSR–Botschaft in Washington Geisel der Amerikaner

Berlin (ap/dpa/taz) - „I want ..YOU!“, scheint Ronald Reagan, hier bei einer Pressekonferenz am Dienstag im Weißen Haus, den sowjetischen Spionagecracks entgegenzuschleudern, die Abhörwanzen in die neue US–Botschaft in Moskau eingebaut haben. Aber da er sie nicht in die Finger bekommt, hält er sich an die Marines, die dem Charme sowjetischer Agentinnen verfallen sind, und an das Botschaftsgebäude selbst. Reagan will notfalls den noch nicht fertiggestellten 190–Millionen– Dollar–Bau abreißen lassen. Den Sowjets teilte Reagan mit, daß auch sie ihre neue Botschaft, idyllisch von einer Anhöhe des Mount Alto auf Washington herabblickend, erst beziehen dürfen, wenn den Amerikanern ein „sauberes“ Gebäude in Moskau zur Verfügung stehe. Außerdem verkündete Senator Leahy, daß die neue Sowjetbotschaft schon seit 1979 zu Spionagezwecken genutzt werde. Dort gebe es Antennen, mit denen es den Sowjets gelingen könne, in die Kommunikationskanäle zum Pentagon, zum Weißen Haus, zum Finanzministerium und zum CIA einzudringen. Der neue amerikanische Botschafter in der UdSSR, Jack F. Matlock, hat inzwischen in Moskau formellen Protest gegen die „Verletzung der Botschaftssouveränität“ eingelegt. Der stellvertretende sowjetische Außenminister Petrowski bezeichnete das als ein „politisches Manöver“, mit dem Washington kurz vor dem Besuch von Außenminister Shultz in Moskau „das Klima vergiften“ wolle. Reagan hatte in seiner Pressekonferenz betont, daß er keine Absage des Besuchs von Shultz erwäge. Auf die Anregung des früheren Außenministers Kissinger, die USA sollten das Außenministertreffen nach Helsinki verlegen, reagierte er wie ein echter Cowboy: „Ich glaube nicht, daß es gut wäre, sich aus der Stadt (Moskau) zu verdrücken.“ ger