: Es geht um Spielräume
■ Die Metall–Tarifverhandlungen sind gescheitert
Mit dem Scheitern der Tarifverhandlungen in Baden– Württemberg rückt ein erneuter Arbeitskampf um die 35 Stunden–Woche in greifbare Nähe. Natürlich wird es auch in den nächsten Wochen in Schlichtungsverfahren oder Spitzengesprächen Versuche geben, einer erneuten Konfrontation auszuweichen und ohne Arbeitskampf zu einer Einigung zu kommen. Doch die Chancen stehen schlecht. Vor drei Jahren hatten es viele noch nicht begriffen: Bei der Auseinandersetzung um die Arbeitszeitverkürzung geht es um eine gesellschaftliche Kraftprobe. Thema ist nicht allein der mehr oder weniger flexible Spielraum für die Unternehmer beim Einsatz der Arbeitskraft. Die Arbeitszeitverkürzung ist elementarer Bestandteil einer progressiven Gesellschaftspolitik in der Krise. Die Arbeitgeber und die Bonner Koalitionsparteien haben nach dem Arbeitskampf von 1984 mit der prompt erfolgten Verschärfung des § 116 AFG gezeigt, daß ihnen diese Zusammenhänge durchaus klar sind. Gewerkschaftliche Kampfkraft ist potentiell gesellschaftliche Gegenmacht, die in diesem Jahr unter sehr viel schwierigeren Bedingungen mobilisiert werden kann als noch vor drei Jahren. Auch für die Linke außerhalb der Gewerkschaften wird es allmählich Zeit zu begreifen, daß es bei der anstehenden Kraftprobe um die Spielräume für fortschrittliche Politik insgesamt geht. Martin Kempe
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