Wanzen–Diplomatie III

■ Reagan: „Kaum Unterschiede“ bei Mittelstreckenwaffen Moskau: Gesundheit unserer Diplomaten wurde bedroht

Washington/Moskau (ap/afp/ taz) - Entgegen der Aufforderung des Senats, den für Montag geplanten Moskau–Besuch von Außenminister Shultz abzusagen, will Präsident Reagan unter allen Umständen an der Reise festhalten. Trotz der Spionageaffäre an der US–Botschaft in Moskau erwartet er keine Beeinträchtigung der Verhandlungen über die mögliche Beseitigung aller Mittelstreckenwaffen in Europa: „Ich sehe nicht, daß es einen großen Abstand zwischen uns gibt.“ Nach Berichten aus Regierungskreisen bleiben hier die Aussichten auf eine Einigung zwar weiter „ziemlich gut“. Bei strategischen Atomraketen (START), unterirdischen Atomwaffenversuchen und der Entwicklung von Weltraumwaffen (SDI) hätten sich jedoch die Falken um Verteidigungsminister Weinberger durchgesetzt. Der Leiter der US–Rüstungskontrollbehörde, Kenneth Adelman, der Shultz begleiten wird, meinte denn auch, der US–Vorschlag, Moskau einen Zeitplan für SDI–Experimente vorzulegen, reiche „vermutlich nicht aus“, die Differenzen der Supermächte in der Weltraumrüstung zu beheben. „Im Krieg der Worte“ holte Moskau gestern auf. Das Regierungsorgan Iswestija beschuldigte amerikanische Geheimdienste, sowjetische Diplomaten in den USA wie „Versuchskaninchen“ behandeln zu haben: Auf sie gerichtete Laserstrahlen hätten erhöhte Krebsraten als auch eine plötzliche Verschlechterung der Sehkraft bis hin zu einer Ablösung der Netzhaut bewirkt. Diplomaten leben gefährlich. AS