Atomkonferenz in Genf gescheitert

■ Keine Einigung zwischen den Atommächten und „Dritte Welt“–Ländern über atomaren Technologietransfer / Entwicklungsländer sprechen von „technologischem Kolonialismus“

Aus Genf Thomas Scheuer

Ohne Einigung zwischen den Ländern der „Dritten Welt“ und den Atomindustrie–Ländern ging in Genf die „UN–Konferenz über die Förderung der internationalen Zusammenarbeit bei der friedl rend die Industrieländer unter Berufung auf den 1970 in Kraft getretenen Vertrag über die Nicht–Weiterverbreitung von Kernwaffen (Non–Proliferation–Treaty - NPT) den Export von Nuklear– Material und Know–how weiterhin ihren eigenen restriktiven Kontrollen und Sicherheitsbestimmungen unterworfen wissen wollten, lief das Gros der Entwicklungsländer Sturm gegen diesen „technologischen Kolonialismus“. Das Schlußdokument listet jedoch lediglich entgegensetzte Standpunkte auf: „Allen Bemühungen zum Trotz war die Konferenz unfähig, Einigung über die Prinzipien der internationalen Zusammenarbeit (...) zu erzielen“. So kommt es vorerst wohl nicht zu der von den Entwicklungsländern eingeklagten Neuordnung des Atom–Weltmarktes. Sie forderten vergebens einen großzügigeren Atomtech–Transfer in die „Dritte Welt“ samt entsprechender Finanzierungsprogramme und -kredite. Die in Genf breit diskutierte Entwicklung maßgeschneiderter kleiner und mittlerer Reaktoren für „Dritte–Welt“–Länder sowie die Palette der „anderen Anwendungsbereiche“ der Nukleartechnik (von der Lebensmittelkonservierung bis zur Bekämpfung der Tse–Tse–Fliege) ließ erkennen, daß sich die Industrieen trotz aller politischer Sicherheitsbedenken langfristig auf die neuen Märkte einstellen (siehe taz vom 10. April).