Deutsch–holländische Zöllner gewähren „intime“ Einblicke

■ „Tag der offenen Tür“ am Grenzübergang Elten / Beamte müssen hauptsächlich Rauschgift und illegale Flüchtlinge aufspüren / Rauschgifthunde dürfen sogar ans Zollhaus pinkeln

Aus Elten Corinna Kawaters

Ein junger, gutaussehender niederländischer Zollbeamter führt, leicht schwitzend, zum x–ten Male eine präparierte Autobatterie vor. Damit sind Rauschgiftschmuggler beim Transport von Haschisch an der Grenze aufgeflogen. Drei Marokkaner können sich an dem Trickobjekt nicht sattsehen und fordern den Zöllner zu einer Zugabe auf. Proben von Haschisch und Heroin in kleinen Tütchen sind auf einer Schautafel aufgesteckt hinter einem Gitter von allzu Neugierigen getrennt, liegen große Haschisch–Platten zu 200 Gramm, ziegelartig gepreßt. Daneben eine Riesenauswahl an Chillums, Pfeifen und Zigarettenspitzen, Heroinspritzen und verbogene Löffel. Ein anderer Gren zer zeigt die Waffensammlung, die die Niederländer inzwischen beisammen haben - aus den Autos der Grenzgänger: Eisenbeschlagene Knüppel, Morgensterne, riesige Klappmesser und jede Menge Pistolen und Gewehre. Das Publikum drängt sich zweisprachig um die Schaustücke im Gebäude des niederländischen Zolls. Zur Feier des 25jährigen Bestehens des Grenzübergangs fand am vergangenen Wochenende ein „Tag der offenen Tür“ bei den Niederländischen und Deutschen Grenzern statt. Auf dem Lkw–Parkplatz auf der holländischen Seite herrscht Volksfeststimmung. Familien mit Kindern drängen sich um die Stände mit Broodjes, Coffie und Fisch. Meisjes in Holland–Tracht und mit „Holzklompen“ an den Füßen verteilen Käsehäppchen. „Materialschau“ dagegen bei den Deutschen. Schäferhunde im Zwinger, Speditionsfirmen, die mit ihren internationalen Verbindungen oder Sekt und Erdnüssen locken, und der Bundesgrenzschutzhubschrauber „Astazou“ erwecken ein eher nüchternes Bild. Irgendwie erschien selbst den Veranstaltern dieses Programm wohl etwas dürftig. Daher mußten die Rauschgiftspürhunde ihr Können zeigen. Die Hunde Nero und Jeppe demonstrieren brav, wie sie ihr „Bringsel“, einen mit 50 Gramm Haschisch gespickten Plastikschlauch in einem Pkw aufspüren. Nach seiner Show pinkelt Jeppe an die Ecke des Zollhäuschens. Das wagt sonst keiner. Das Aufspüren von Haschisch– Schmugglern ist neben der Abfertigung von Lkws das Hauptarbeitsgebiet der Zöllner. So entdeckten die Deutschen im vergangenen Jahr zwischen den 2,5 Millionen Pkws und 320.000 Lkws, die die Grenze passierten, 800 Schmuggler, die insgesamt 63,9 kg Haschisch über die Grenze nach Deutschland bringen wollten. Immer häufiger fallen in der letzten Zeit jedoch auch Personen mit gefälschten Ausweisen auf. Es sind in der Regel Asylbewerber, deren Odyssee dann in Elten/Emmerich endet. Auf deutscher Seite sind 20 Beamte, im Systemverbund mit dem Bundesgrenzschutz, den Leuten auf der Spur. Die Gemütlichkeit, die die Holländer mit ihrem Volksfest verbreiten, täuscht. Sie kontrollieren farbige Passanten genauso hart wie die Deutschen. Stolz führten die Niederländer am Wochenende Hausfrauen, Familienvätern und Jugendlichen Pässe aus Pakistan, Indien und Nigeria vor. Deren Besitzer haben Seiten mit falscher Numerierung ausgetauscht oder Photos verschiedener Personen übereinander geheftet. Die Plumpheit der „Fälschungen“ spricht für die tiefe Verzweiflung der Flüchtlinge, löst hingegen bei dem biederen Publikum nur Gelächter aus.