Israel schlägt in der Westbank zurück

■ Israel schickt nach Bombenattentat Soldaten gegen demonstrierende Studenten / Ein Palästinenser von Israelis erschossen / Shamir für Fortsetzung der Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten / Israel droht scharfes Vorgehen gegen Palästinenser an

Jerusalem (afp/taz) - Die Auseinandersetzungen in den israelisch besetzten Gebieten haben sich am Montag mit dem Tod eines Studenten der palästinensischen Bir–Zeit–Universität in der besetzten Westbank weiter verschärft. Die Studenten hatten sich auf dem Campus zu einer Solidaritätskundgebung für palästinensische Häftlinge versammelt, die am 25. März in den Hungerstreik getreten waren. Die israelischen Sicherheitskräfte eröffneten das Feuer, als der Demonstrationszug das Uni–Gelände verließ. Dabei wurde ein Student erschossen. Nach Angaben aus Palästinenserkreisen wurden sechs Personen verletzt. Nach dem Brandanschlag auf eine jüdische Siedlerfamilie am vergangenen Samstag haben israelische Soldaten zahlreiche Palästinenser in den besetzten Gebieten festgenommen. Bei dem Attentat auf einen Personenwagen in der Nähe der Siedlung Menasche waren eine Frau getötet, ihr Mann, ihre drei Kinder und wei tere Personen zum Teil schwer verletzt worden. Neun Palästinenser wurden in „administrative Haft“ genommen, wo sie ohne Anklage und Gerichtsverfahren bis zu sechs Monaten festgehalten werden können. Unter ihnen ist auch Faisal al Husseini, der Leiter der Gesellschaft für arabische Studien in Ostjerusalem, der zugleich führend in einer jüdisch–arabischen Organisation gegen die Politik der „eisernen Faust“ in den besetzten Gebieten tätig ist. Am Sonntag zogen erneut Hunderte von Israelis aus der Menasche und Umgebung in die nahegelegene arabische Ortschaft Kalkilya sowie nach Ramallah und Hebron und steckten nach Angaben des Palästinensischen Pressedienstes Orangenhaine in Brand, beschädigten zwanzig Häuser und sechzehn Autos und forderten in Sprechchören die Vertreibung der Palästinenser. Die israelische Armee walzte am gleichen Tag mit Bulldozern die Obstbäume am Rande der Straße nieder, auf der sich der Anschlag ereignet hatte. Ministerpräsident Shamir erklärte zu den Vorfällen, die Siedler hätten lediglich ihre Solidarität mit ihren Landsleuten zum Ausdruck bringen wollen, die Opfer eines „feigen Anschlags“ geworden seien. Die Siedlungspolitik werde durch das Attentat weder aufgehalten noch infrage gestellt. Nach einer Kabinettssitzung in Jerusalem und einem hochrangigen Treffen der Sicherheitschefs wird mit verschärften Maßnah men gerechnet, um „gegen Ins verhindern und Ordnung zu sichern“, erklärte Verteidigungsminister Rabin, der ebenfalls an dem Treffen teilnahm. Der Minister stellte bei den angekündigten Maßnahmen auch einen Zusammenhang zu der noch in diesem Monat stattfindenden Sitzung des palästinensischen Exilparlaments in Algier her. Bei der Tagung geht es um eine Wiedervereinigung der seit über drei Jahren gespaltenen PLO. Die bevorstehende Wiedervereinigung der PLO in Algier wird von den Palästinensern in den besetzten Gebieten nachdrücklich begrüßt. AW