Koalitionsverhandlungen in Hessen

■ Im Staatsbad Nauheim schleichen CDU und FDP auf leisen Sohlen aufeinander zu / Ministerposten werden auf dem „Spekulationsbasar“ gehandelt / Alternative Projekte werden wahrscheinlich nicht weiter gefördert

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Die Namen für das Wallmannsche Regierungsteam in Hessen werden noch auf dem „Spekulationsbasar“ gehandelt. Durch die schalldichten Türen der Konferenzräume eines Nobelhotels im mittelhessischen Bad Nauheim, in dem CDU und FDP gestern zur zweiten Koalitions–Bastelrunde antraten, drang bisher kein Laut. So richtig fest steht bislang lediglich, daß Walter Wallmann Ministerpräsident und die parteilose Präsidentin des Deutschen Landesfrauenverbandes, Irmgard Reichhardt vom Hofgut Ringelshausen, Landwirtschaftsministerin werden soll - vorausgesetzt, Wallmann erhält am 23. April im Landtag die absolute Mehrheit der 110 Abgeordnetenstimmen. Aller Voraussicht nach wird dann auch FDP–Chef Wolfgang Gerhard, Mitglied im Bundesvorstand seiner Partei, Chef eines noch zu bildenden Ministeriums für Wissenschaft und Technologie sein, und sein Parteifreund Alfred Schmid aus Nordhessen den Ministersessel eines noch unbestimten Ressorts erklommen haben. Bei den Christdemokraten gestaltet sich die Verteilung des Ministerpostenkuchens dagegen weitaus delikater, denn die Personaldecke ist dünn. Stahlhelmer Manfred Kanther wird als Wirtschaftsminister gehandelt, und der unsägliche Gottfried Milde, der mit seinen Reden im Landtag selbst bei unionsnahen Journalisten regelmäßig die Schmerzgrenzen durchbrochen hat, möchte gerne über die Finanzen des Hessenlandes herrschen. Noch ist z.B. völlig offen, welcher Christdemokrat als Kultusminister die hessische Förderstufe wieder knacken soll. Geknackt werden wird auch die Förderung alternativer Betriebe, die Bestandteil der rot–grünen Koalitionsvereinbarungen war. Insbesondere in Frankfurt richten sich die zahlreichen, von der Landesregierung bisher geförderten Projekte darauf ein, wieder mit dem Bettelsack durch die Lande ziehen zu müssen. Noch–Sozialminister Armin Clauss (SPD), der in Wiesbaden gerade seine Koffer packt, sieht das Ende für die Strahlenmeßberichte gekommen, die unter seiner Ägide - gegen den Widerstand aus Bonn - in Hessen regelmäßig veröffentlicht wurden. Am 23. April soll dann im Landtag, wenn SPD–Chef Krollmann mitspielt, die erste Nagelprobe für die schwarz–gelbe Koalition stattfinden, die Wahl des Ministerpräsidenten. Eines steht dabei jetzt schon fest. Ein ...mann wird auf alle Fälle das Rennen machen.