Nicaragua: Deserteure aus Honduras vorgeführt

■ US–Offiziere bilden Contras und honduranische Soldaten gemeinsam aus / Contra erhält von Honduranern Waffen

Aus Managua Ralf Leonhard

„Wir wurden gemeinsam mit den Contras von den Gringos (US– Amerikaner, Anm. d. Red.) ausgebildet“, erklärten zwei honduranische Soldaten, die Dienstag im Außenministerium in Managua der Presse vorgestellt wurden. Die beiden jungen Rekruten gaben an, vor einem Monat von ihrer Einheit im Departement Gracias a Dios im Osten von Honduras desertiert zu sein. Der 16jährige Angel Benjamin Rodriguez Lopez und sein 17jähriger Kamerad Alex Danilo Castro Chavarria traten in den grünen Uniformen der honduranischen Armee auf, in denen sie Mitte März heimlich den Grenzfluß Rio Coco übersetzt hatten. Beim Posten Santa Fe, nahe dem Flußufer, hatten sie sich der sandinistischen Armee gestellt. Der Grund für ihre Desertion: Ein Vorgesetzer, der Leutnant Amilcar Moncada, hatte ihnen vorgeworfen, Information über ihre Einheit und die in der Nähe stationierten Contras an die Sandinisten weitergegeben zu haben. „Das stimmt natürlich nicht“, versicherte Rodriguez, doch hätten sie sich über die schwere Arbeit beklagt: „Die Contras haben in Honduras mehr Freiheiten und ein besseres Leben als wir.“ Als der Vorgesetzte mit Bestrafung drohte, faßten die jugendlichen Soldaten, die beide in der Hauptstadt Tegucigalpa zwangsrekrutiert worden waren, den Entschluß zur Flucht. Warum gerade nach Nicaragua? Ihre Einheit liegt im schwer zugänglichen Urwaldgebiet in unmittelbarer Grenznähe. Die Soldaten des V. Infanteriebataillons in der honduranischen Moskitia werden nicht nur gemeinsam mit den indianischen KISAN–Rebellen, die Teil der nicaraguanischen Contra sind, von US–Beratern ausgebildet, sie geben auch Waffen an die Contras weiter, versicherten die Deserteure. „Wenn unsere Kameraden wüßten, wie die Armee hier in Nicaragua ist“, schloß Benjamin Rodriguez, „dann würden sie alle kommen“. Umsiedlung von 4.000 Bauern Managua (afp) - Die nicaraguanische Regierung hat mit der Evakuierung von mindestens 4.000 Bauern aus Konfliktzonen im Südosten des Landes begonnen. Das wurde am Dienstag offiziell in Managua bekannt. Sie würden in „sicherere“ Gebiete - eine rund 14.000 Hektar große Zone im Departement Nueva Guinea - umgesiedelt, hieß es. Nach Angaben der sandinistischen Zeitung Barricada sind rund 700 Bauernfamilien der Bezirke Esperancita, Santa Rosa, La Angostura, El Porvenir und Santa Rosa, 200 Kilometer südöstlich von Managua, von der Maßnahme betroffen. Mitte 1985 hatte die Regierung im Norden des Landes über 15.000 Bauernfamilien umgesiedelt, als die sandinistische Armee in der Region eine Großoffensive gegen Guerillaverbände einleitete. Die evakuierten Bauern, darunter Frauen, Kinder und alte Leute, marschierten mit ihrer wenigen Habe - einige Stück Vieh, Schweine und Hühner - zu ihren neuen Heimstätten. Soldaten halfen beim Transport ihres Hab und Gutes. Einem Ärztebericht zufolge befanden sich die Betreffenden in schlechtem Gesundheitszustand. Die meisten von ihnen litten an parasitären Krankheiten.