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K E I N I N T E R V I E W Ach du meine Presse

■ Wie der taz–Korrespondent beim beharrlichen Versuch, bei den Libertären Tagen Interviewpartner/innen zu finden, scheiterte / Ein Drama in zahlreichen Akten mit vielen Namenlosen

taz: Eure Frauenarbeitsgruppe hat große Resonanz gefunden, die Kritik am Fighterverhalten vieler Männer ist auf dem Plenum heftig beklatscht worden. Ich würde gerne mit euch ein Interview für die taz machen. Frau 1: Im Prinzip gerne. Aber da muß ich erst mit den anderen Frauen sprechen. Stunden später: Gehts in Ordnung? Frau 1: Das muß noch diskutiert werden. Am nächsten Tag: Und wie siehts aus? Frau 1: Das Frauenplenum will das nicht. Ihr Graswurzler habt massive Kritik an den Kritikpapieren der Autonomen und am Festhalten am nicht–gewaltfreien Widerstand. Da würde ich gerne ein Interview für die taz... Frau 2: Gerne, aber nur zu zweit. Das wäre kein Problem. Frau 2: Wir diskutieren das. Noch am gleichen Abend: Ich hatte schon mit jemand von euch gesprochen, ich würde eure Kritik am Kongreß gerne... Mann 1: Wir müssen das erst diskutieren. Am nächsten Morgen: Und wie siehts aus? Mann 1: Grundsätzlich ja, aber wir wollen noch mit der Pressearbeitsgruppe reden. Denkt nur bitte ein bißchen an die Zeit... Zwei Stunden später: Die Pressegruppe hat gesagt, von ihnen aus wäre das ok. Mann 1: Da kümmern sich andere drum. Aber ich wollte doch mit dir und... Mann 1: Die melden sich dann bei dir. Eine Stunde später am Stand: Kümmert ihr euch jetzt um das Interview? Männer 3,4,5: Ja, aber wir haben das noch nicht endgültig entschieden. Aber die Pressearbeitsgruppe... Männer 3,4,5: Wir kommen auf dich zu. Eine weitere Stunde später: Mann 3: Wir haben uns das überlegt: Wir machen das Interview. Aber zu bestimmten Bedingungen. Da können wir uns sicher einigen. Mann 3: Als erste Bedingung: Wir wollen nicht mit dir über die Libertären Tage oder unsere Kritik an den Papieren reden... Aber darum geht es mir doch... Mann 3: ...aber wir sind gerne bereit, dir unser Selbstverständnis als gewaltfreie Anarchisten zu erklären. Ziemlich allgemein, nicht? Warum wollt ihr nichts zum Kongreß sagen? Mann 3: Weil nicht alle Gruppen hier die Möglichkeit haben, in der taz mit einem Interview zu Wort zu kommen. Aber so könntet ihr doch mit viel mehr Leuten eine Auseinandersetzung führen. Mann 3: Aber das entspricht nicht unserem Selbstverständnis und die taz ist dafür auch nicht die richtige Zeitung. Ok. Das wars dann. Mann 3: Und nochwas: Wenn wir uns intern über die Bewertung einig sind, dann können wir darüber gerne mit Dir sprechen. So in drei bis vier Wochen. Danke, kein Interesse. Nicht autorisierte Gesprächsabläufe, aufgelistet von Oliver Tolmein

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