Glanz und Schatten

■ Die Meuterei in Argentiniens Militär ist beendet

Nach außen hat Staatspräsident Alfonsin die Kraftprobe mit den meuternden Militärs glanzvoll bestanden. Er hat Brasiliens und Uruguays Regierung widerlegt, die meinten, eine Verurteilung gestürzter Offiziere könne auf Dauer nicht gutgehen, und die deshalb gleich alle Menschenrechtsverbrechen in ihren Ländern unter den Teppich kehrten. Auch innenpolitisch geht der Präsident gestärkt aus der Auseinandersetzung hervor. Nur wenige Tage, nachdem ihm die Umschuldung der argentinischen Auslandsschulden zu einmalig günstigen Bedingungen gelungen war, nutzte er die jüngste Krise, um auch alle wichtigen Oppositionsparteien hinter sich zu bringen. Die Massendemonstrationen, die er unter der Parole „Demokratie oder Diktatur“ auf die Straße brachte, erinnern schon an die des legendären Populisten General Peron. Den Erfolg hat Alfonsin allerdings nicht nur seinem Charisma zu verdanken. Obwohl nur ein geringer Teil der Mörder in Uniform je hinter Gittern landen wird, ist die moralische Abrechnung mit ihrem „Schmutzigen Krieg“ so tief ins öffentliche Bewußtsein eingedrungen, daß die meuternden Offiziere einer fast geschlossenen Front des „Nunca mas!“, des „Nie wieder!“ gegenüberstanden. Dennoch bleibt ein Schatten auf Alfonsins Erfolg. Daß der Generalstabschef des Heeres, dessen Rücktritt die Rebellen gefordert hatten, jetzt tatsächlich geht, läßt die Frage offen, welche Zugeständnisse - allen Dementis zum Trotz - die Regierung noch gemacht hat. Nicht unbedingt den Meuterern, sondern dem hohen Offizierskorps gegenüber, das weiter auf eine Generalamnestie drängt. Michael Rediske